Der Pick-Up ist so etwas wie der motorisierte Ureinwohner der großen amerikanischen Weiten. Ein Alleskönner und Arbeitstier für den Farmer im mittleren Westen. Der Begriff Pickup (damals noch ohne Bindestrich) wurde erstmals im Jahre 1913 von Studebaker verwendet. Auf der Basis eines Ford T entstand ein Kabinenfahrzeug mit zwei Plätzen und einer kleinen Pritsche hinten dran.
Später machte sich neben Ford der zweite große US-Autobauer Chevrolet an den Bau solcher Automobile, die eine Kombination von Nutzfahrzeug und Pkw für die Mittelschicht waren. Lange Zeit galt als Standard-Höhenmaß für einen Pick-up: Man(n) musste einsteigen und Platz nehmen können, ohne seinen Hut aus zu ziehen. In den ersten Fernseh-Familienserien aus den 1950er und 1960er Jahren fuhr der amerikanische Durchschnittsbürger außerhalb der riesigen Metropolen brav seinen Pick-Up.
Mittlerweile sind Fahrzeuge mit kräftigen Motoren, einer oder zwei Kabinen und einer offenen Ladefläche jedoch den, im wahrsten Sinne zutreffenden Stallgeruch losgeworden. Mittlerweile fährt man Pick-Up (auch), weil man möchte und nicht weil man muss. Autos dieses Genres haben sich das Attribut eines freizeittauglichen Fortbewegungsmittels erworben. Weil immer mehr Menschen ihre freie Zeit mit Gegenständen verbringen, für die man eine offene Ladefläche braucht. Und diese Kombination bietet halt eben nur der Pick-Up.
Pick-Ups sind eine ganz besondere Spezies von Fahrzeugen. Für die einen sind sie in erster Linie mächtige Monstren mit offener Ladefläche und – als Doppelkabiner – Platz für mindestens vier Personen im Arbeitseinsatz. Andere wiederum, deren Freizeit-Aktivitäten sich meist im Gelände oder am Gewässer abspielen, schätzen ihn als Transportmöglichkeit für größere Sportgeräte.
In diesem Genre ist Nissan mit dem Navara vertreten. Unser Testfahrzeug ist ein Doppelkabiner, der von einem 190 PS starken Selbstzünder angetrieben wird. Eine manuelle Sechsgang-Schaltung wuchtet die Kraft des Diesel-Aggregats zunächst einmal auf die Hinterräder. Über Drehschalter sind der Allradanrieb sowie die Differentialsperre zuschaltbar, was auch im Display angezeigt wird. Der Motor mit einem maximalen Drehmoment von 450 Newtonmetern bei 1500 – 2500 Umdrehungen hat ordentlich „Bumms“. Was bei einem Fahrzeug von mehr als zwei Tonnen Leergewicht auch vonnöten ist.
Im Februar hat sich der Allradantrieb im Hunsrück auf Schnee, Matsch und mitunter blankem Eis bewährt. Der Pick-Up hat auch unter schweren Geländebedingungen von Beginn an Grip und Traktion. Mit etwas mehr als unter zehn Litern ist der Spritverbrauch für ein solches „Monstrum“ durchaus noch moderat. Zumal die Innengeräusche in der Kabine auch bei längeren Fahrten auf Autobahn oder Landstraße angenehm sind.
Die Fahreigenschaften des Navara haben, auch dank Mehrlenker-Hinterradaufhängung, durchaus Pkw-Charakter. Die hohe Sitzposition erinnert an einen SUV. Zur Serienausstattung gehören neben einem autonomen Notbremsassistenten eine Berganfahr und Bergabfahrhilfe. Hinzu kommen ABS, EBD, ESP und jede Menge Airbags. Die geräumige Doppelkabine hat viele Ablagemöglichkeiten. Eine Anhängerkupplung gibt es optional ab 710 Euro. Eine Rückfahrkamera (sehr sinnvoll bei einem Fahrzeug von 5,33 Meter Länge) kostet inklusive Smartphone-Integration 1430 Euro.
Technische Daten Nissan Navara Double Cab
Länge / Breite / Höhe: 5,33 / 1,85 / 1,84 Meter
Laderaum L / B / H: 1,58/ 1,13 ( / 0,47 Meter
Motor: Vierzylinder Diesel
Hubraum: 2299 ccm
Leistung: 190 PS bei 3759 U/min
Getriebe: manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Hinterrad mit zuschaltbarem Vorderrad
Leergewicht: 2073 kg
Zul. Gesamtgewicht: 3035 kg
Anhängelast gebremst: 3500 kg
Abgasnorm: Euro 6
Preis: ab 34.470 Euro
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Nissan