Nicht unbedingt erwartet, aber dafür umso schöner: Im Samstagsrennen zum ADAC GT Masters in Zandvoort feierte das KÜS Team75 Bernhard aus Bruchmühlbach-Miesau bereits den dritten Sieg in seiner Premierensaison. David Jahn und Kévin Estre zeigten mit ihrem Porsche auf dem holländischen Dünenkurs eine beeindruckende Vorstellung und fuhren einen letztendlich sicheren Sieg nach Hause. Bereits im ersten freien Training wurde mit Platz fünf das Potenzial des 911 GT3 R aufgezeigt und mit Startplatz vier im Qualifying bestätigt. Startfahrer David Jahn konnte diese Platzierung trotz zweier Safetycarphasen halten, der 25-Jährige übergab zum frühestmöglichen Zeitpunkt an Estre. Nach einem optimal getimten Stopp ging der 27-jährige Porsche-Werksfahrer bereits als Dritter auf die Strecke. Dank seiner schnellen Rundenzeiten schaffte es der Franzose, an den vor ihm liegenden Konkurrenten während derer Boxenstopps vorbeizukommen. Danach fuhr Estre einen kleinen Vorsprung heraus und verwaltete diesen bis zur Zielflagge.
Kévin Estre: „Ein richtig geiles Rennen. Das Team hat in Sache Strategie alles richtig gemacht. Ich war nicht sicher, wir haben bis zur letzten Sekunde mit Klaus diskutiert, ob es richtig ist, gleich reinzukommen. Wir hatten dann einen guten Boxenstopp, danach habe ich in meinen ersten drei, vier Runden wirklich hart gepusht, um zu versuchen, ein bisschen nach vorne zu kommen. Als ich dann den Audi nach seinem Stopp gesehen habe, habe ich mir gedacht ,Oh, das wird knapp.' Ich habe versucht, sehr spät zu bremsen, bin vorbei und das war der Schlüssel. Dann haben wir ein gutes Auto gehabt, um vorne zu bleiben. Ein perfektes Rennen.
David Jahn: „Wahnsinn. Ich hatte eigentlich einen guten Start, da war eine Lücke, ich habs versucht, wurde dann ein bisschen nach außen gedrückt, sonst hätte ich Zweiter oder Dritter sein können. Vierter war aber auch okay. Von hinten war kein Druck, nach vorne konnte ich den Anschluss halten. Überholen ist in Zandvoort fast unmöglich, also wollte ich nur dranbleiben und Reifen schonen. Wir wissen ja, dass diese Strecke die Reifen frisst, wenn man zu sehr pusht. Nach dem zweiten Safetycar sind wir dann direkt an die Box, das war optimal. Optimal reingekommen, der Wechsel war gut, dazu eine perfekte Boxenstoppzeit, alles hat gepasst. Kevin hat das dann nach Hause gefahren, konnte den Vorsprung verwalten. Er hatte sicher kein einfaches Leben heute, aber er ist Profi und kann dem Druck standhalten. Dieser Sieg geht ganz klar auf die Kappe des Teams. Die Strategie war so perfekt, alles hundertprozentig. Ich bin sehr froh, hier dabeisein zu dürfen.
Renningenieur Roland Kußmaul: „Wir hatten schon ein tolles Qualifyingergebnis, trotz des Zusatzgewichtes, das war eine gute Ausgangsposition. Dann hat David in seinem Stint nichts falsch gemacht, die Reifen geschont und den Platz sauber gehalten. Wir haben das auch mit der Strategie beim Safetycar gut hinbekommen, dadurch und durch den schnellen Boxenstopp wurde Kévin nach vorne gespült. Das Auto kann so schlecht auch nicht gewesen sein. Es war zum Schluss alles kontrollierbar. Wir haben gesagt, pass auf die Reifen auf, und er wusste, was das heißt. Damit haben wir dieses tolle Ergebnis geholt.“Teammanager Klaus Graf: „Was soll ich sagen, sensationell. Dritter Sieg für unser Team. David hat es super gemacht, wurde nach dem Start leicht getroffen, hat aber die Position gehalten und gut verteidigt. Dann haben wir an der Box die Plätze gutgemacht, haben im genau richtigen Moment gestoppt. David in seiner Inlap und Kévin in seiner Outlap haben einen Superjob gemacht. Alles top, Crew und Fahrer haben perfekt zusammengearbeitet. Ich bin megastolz auf das ganze Team.“
Ganz anders sah es am Sonntag aus. Da musste die Familientruppe aus Bruchmühlbach-Miesau eine Nullnummer quittieren.
Das Unheil nahm in Gestalt eines Regenschauers kurz vor Öffnung des Boxenstoppfensters seinen Lauf. Estre, auf der ÜPole Position gestartet, blieb auf Slicks draußen, schaffte es auch lange Zeit, den Porsche auf der Piste zu halten, doch dann erwischte es ihn. Beim Versuch, einem auf Regenreifen von hinten drängenden Konkurrenten Platz zu machen, geriet der Franzose auf die weiße Fahrbahnbegrenzung und rodelte ins Kiesbett. Zwar konnte er sich als Sechster wieder einreihen, doch stellte sich beim Pflichtboxenstopp kurz danach heraus, dass der Kühler am Elfer völlig zugesetzt war, was die Motortemperatur in ungesunde Bereiche steigen ließ – das Aus bei Rennhalbzeit, Estres 24-jähriger Teamkollege David Jahn aus Leipzig blieb an diesem Nachmittag arbeitslos.
Text: Peter Schäffner