Wenngleich die diesjährige IAA nicht gerade vor Innovationen strotzte und eigentlich nur bereits erwartete Modelle präsentierte, gab es doch eine Überraschung: der Name Borgward war wieder präsent. Das ehedem deutsche Fabrikat hatte in den Sechzigern Insolvenz angemeldet, obwohl Design und Technik durchaus Zukunft hatten. Nahezu 50 Jahre dauerte es nun, bis der Name wieder auftauchte, der fast nur noch Freunden historischer Fahrzeuge im Gedächtnis war. Das Comeback ist offensichtlich beschlossene Sache, wie auch auf www.kues.de mehrfach angekündigt – und am ausgestellten SUV namens Borgward BX7 erkennbar. Ein mächtig wirkendes SUV, das deutlich im Segment um den Audi Q5 angesiedelt ist und vom Design her schlicht dem Trend folgt. Das einst in Bremen angesiedelte Unternehmen hat seinen deutschen Sitz in Stuttgart, gehört aber dem chinesischen Nutzfahrzeug-Hersteller Beiqi Foton. CEO ist Ulrich Walker und Vize-Aufsichtsratchef ist Karlheinz Knöss, der sich bei der IAA optimistisch zum Thema Zukunft der Marke äußerte: 800.000 Autos bis 2020 zu bauen und auf die Straße zu bringen. Als Absatz- und Zielgebiete umriss er vor allem: Indonesien, Iran, Indien und Südamerika, irgendwann dann auch Europa. In USA sei das Segment bereits voll besetzt und somit für Borgward kaum interessant. Klare Worte, denen nun nur noch Taten folgen müssen. Die so genannte Null-Serie ist bereits angelaufen im neuen Werk nahe Peking, aus dem per anno dann mal 250-300.000 Fahrzeuge kommen sollen. Ein Modell, das unterhalb des BX7 angesiedelt ist, wird auch schon geplant und soll in den Bereich von Audi Q3 und BMW X3 einfahren. Das kleinste Produkt soll sich im Segment des Opel Mokka einreihen. Damit, so Ulrich Walker, wäre die SUV-Familie komplett. Neben dem auf der IAA gezeigten Plug-in Hybrid wird bereits ein vollelektrisches Fahrzeug entwickelt wobei wir die Komponenten kaufen oder von Systemlieferanten anfertigen lassen.
Zwar sind die SUV-Modelle aller Hersteller derzeit in, aber ihre Trinksitten gelten als unmanierlich, zumal das Eigengewicht im Vergleich zum Nutzen auch zu hoch ist. Und ob ein Hinweis seitens Borgward auf Verbrauchs- und Emissionswerte des NEFZ (Neuer Europäischer Fahr-Zyklus/Labor) überhaupt noch relevant ist für Diesel und Benziner, darf langsam bezweifelt werden. Dennoch: es ist schön, dass eine traditionsreiche deutsche Marke wieder ins Leben zurück gefunden hat, wenngleich sie in China produziert wird. Und es ist auch nicht zu hoffen, dass es Borgward so ergeht wie dem Motorradhersteller Horex, der ebenfalls durch Investoren wieder wiederbelebt wurde, aber inzwischen Insolvenz anmeldete und mit neuen Geldgebern versucht, weiterzumachen.
Aber: die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Quelle: Automobil Produktion
Foto: Borgward