Bei den meisten Rennserien wird von Fahrern, Mechanikern, Teamchefs und auch Fahrern der Vorgang der technischen Abnahme unter die Rubrik Pflichterfüllung, Papierkram oder einfach zum Rennen dazugehörend beschrieben. Bei den 24 Stunden von Le Mans ist das komplett anders. Traditionell bildet das Scrutineering den eigentlichen Auftakt der Rennwoche, die ihren Höhepunkt im eigentlichen Rennen zweimal rund um die Uhr – am kommenden Samstag und Sonntag – findet. Oder anders ausgedrückt: Bei unseren westlichen Nachbarn wird dieser Vorgang zelebriert. Nicht irgendwo an, auf oder neben der eigentlichen Rennstrecke, sondern mitten – im Herzen – der Stadt: Auf dem Place de la Republique. Und in Zelten – so ist es Tradition; nicht in Gebäuden. Außerdem zu jedermans Ansicht, die Konkurrenten können mehr als nur einen Blick auf die Boliden der Wettbewerber werfen.
Der veranstaltende ACO hat allen Versuchen großer Marken widerstanden, die diesen Vorgang gern hinter verschlossenen Türen durchführen wollten. Wer teilnehmen will, hat sich den Regularien, die seit vielen Jahrzehnten in dieser Form bestehen zu unterwerfen oder er darf zu Hause bleiben. Damit einher gehen aber eine ganze Reihe von weiteren Verpflichtungen, für Fahrer und Verantwortliche gleichermaßen. Die bekannten Team-Photos gehören dazu. Auto, Fahrer, die Chefs, die gesamte Crew, einzeln und oder zusammen – all dies wird meist aufwendig inszeniert, choreographiert – solange bis der jeweils bestimmte Zeremonien-Meister zufrieden ist. Ein optisches Highlight ist es aber immer – und für die Zuschauer und Fans auf dem Platz die Gelegenheit selbst Bilder von ihren Stars zu machen, Autogramme zu bekommen oder auch Selfies zu ergattern. Natürlich sind auch unzählige Medienvertreter vor Ort, die die Chance und zwischenzeitliche Gelegenheit nutzen für Interviews und Hintergrundgespräche. Beinahe zwei Tage – in der Regel Sonntag und Montag – sind für die 56 startenden Fahrzeuge, Piloten und Verantwortliche für dieses aufmerksamkeitsstarke Procedere vorgesehen.
Es folgt am Dienstagnachmittag eine große Autogrammstunde, die in der Regel auch gern länger dauert. Auch dafür gibt es eine ganz besondere Location: Alle Piloten sitzen an Tischen vor den Boxen erfüllen geduldig die Unterschrifts-Wünsche – auf Postern, T-Shirt, speziellen Autogramm-Karten oder Modell-Autos – auch hier gibt es jede Menge Bilder und Motive, die es ansonsten nicht oder kaum in die Berichterstattung über das Langstrecken-Rennen des Jahres schaffen.
Text und Fotos: Bernhard Schoke