Heidi Hetzer: Weihnachten in Laos

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Das mit China war wirklich eines ihrer ganz großen Abenteuer: Fast einen ganzen Monat reiste sie mit Hudo und Mr. Wang durch dieses Land – und das Staunen nahm kein Ende: Nahezu jede Stadt ist eine Millionenstadt. Hier gibt es Großstädte, von denen wir noch nicht einmal die Namen kennen, und doch leben hier unvorstellbar viele Menschen. Graue Wohnblocks (man muss sich das vielleicht wie Plattenbausiedlungen in der ehemaligen DDR vorstellen) rechts und links der Autobahn. Daneben hochmoderne Wolkenkratzer mit glitzernden Fassaden. Selbst die kleineren Städte haben schon 500.000 Einwohner.

Katie Melua singt ja gerne von „one Million bicycles in Bejing“, aber so viele Fahrräder gibt es in China gar nicht mehr. Die allermeisten Menschen sind mit Rollern unterwegs, oder mit Mofas. Und mehr und mehr Autos. Aber: Die Chinesen sind durchweg miserable Autofahrer und es gibt viele Unfälle. Weil sie halt alle durcheinander fahren. Das reinste Chaos.

Doch Chaos herrscht auch in den Städten selbst. Hier sieht man schon mal teurere Autos fahren. Die weitaus meisten mit Erdgas oder Elektro. Deshalb sind alle so leise, man hört sie nicht. Sehr gefährlich für Fußgänger und Motorradfahrer. Letzere sind häufig auch gerne mal ohne Licht unterwegs…

Abseits der Autobahnen findet das wirkliche Leben statt: Buntes Treiben überall, freundliche Menschen. Ihre Sprache ist ihr Lächeln. Denn Englisch kann hier auf den Dörfern keiner. Und Heidi spricht kein Chinesisch. Man missversteht sich mit Händen und Füßen. Selbst „Toilette“ verstehen sie nicht. Auch da musste Heidi erst mit eindeutigen Sitzpirouetten klar machen, was sie dringend brauchte.

Mit ihrem chinesischen Guide Mr. Wang gab es auch immer wieder herrliche Missverständnisse. Obwohl er zwar englisch sprach, aber es war chinesisches Englisch. Heidi und Mr. Wang waren anfangs 500 Kilometer am Tag unterwegs. Aber dieses Brettern durch das wunderbare China hat Heidi Hetzer gar nicht gefallen. Schließlich will sie was sehen von Land und Leuten: Entlang der chinesischen Mauer, sie war bei den Terrakotta-Soldaten in Xiang, hat den größten Buddha besucht und sah Dörfer, die fast aus der Steinzeit stammten: Die Menschen sitzen um ein Lagerfeuer, erzählen sich Geschichten und haben ganz viel Zeit. Gelegentlich sollte Mr. Wang übersetzen, was sie denn so redeten. Das war lustig: die chinesischen Dorfbewohner redeten und redeten, und Mr. Wang übersetzte – mit einem einzigen Satz.

Tja, und dann war auf einmal Schluss mit lustig: Es gab einen lauten Knall – und Hudo sprang nicht mehr an. Was nun? An einem Seil darf man sich auf Chinas Autobahnen nicht schleppen lassen. Also einen Abschleppdienst anrufen. In die nächste Werkstatt. Das war zwar die am nächsten gelegene, aber wie sah es dort aus: richtig dreckig, mit einer schmuddeligen Inhaberin. Heidi traute sich erst gar nicht rein, hatte überhaupt kein Vertrauen in diese Werkstatt. Aber es musste sein. Hudo hatte allerlei Wehwehchen, die repariert werden mussten: Naja, Wehwehchen ist noch harmlos ausgedrückt. Die Steuerkette saß fest, die Kappe vom Verteiler war abgeflogen, der Kühler musste ausgebaut werden, im Motorraum lag ein halbes Messingteil herum, die andere Hälfte musste neu angefertigt werden. Die lag wohl irgendwo draußen auf einer chinesischen Autobahn. Der Auspufftopf war aufgerissen, Hudo hatte Zündprobleme. Alles in allem sollte die Reparatur zwei Stunden dauern.

Eigentlich unfassbar, dass man das so schnell in die Reihe kriegt, aber Heidi Hetzers Freunde aus Berlin hatten ihr noch vor ihrer Abreise gesagt: „Du kannst Hudo unterwegs in jeder Dorfschmiede reparieren lassen.“ Ja, und das hier war so ein Fall. Dann noch den Verteiler gereinigt – und Hudo lief wieder. Die haben wirklich alles wieder hingekriegt. Schnell noch die Winterreifen runter und Sommerreifen drauf, und weiter gings nach Laos. Am 12. Dezember hat Heidi China verlassen.

Laos: Ich komme. Und auch hier hat sie wieder einen Co-Piloten an ihrer Seite, einen Deutschen, der inzwischen in Laos eine neue Heimat gefunden hat. Soweit so gut.

Eigentlich könnte jetzt alles gut sein. Ist es aber nicht, denn die Chinesen hatten Hudo zwar wieder ans Laufen gekriegt, aber nicht für lange. Denn jetzt hat Hudo einen kapitalen Motorschaden. Er hatte eine neue Zylinderkopfdichtung auf den Weihnachts-Wunschzettel geschrieben – hat aber nicht funktioniert. Jetzt wartet er auf eine Lieferung aus Deutschland. Und das wird – nicht nur wegen der Feiertage – noch ein bisschen auf sich warten lassen.

Heidi Hetzer ist ja Richtung Süden unterwegs, und es ist wieder wärmer geworden. So um die 25 Grad. Da kommt nicht so recht Weihnachtsstimmung auf. Aber das vermisst sie ja auch nicht. Es ist Hudo, der ihr Kopfschmerzen macht. Wegen der notwendigen Motor-Reparatur sitzt sie jetzt in Vientiane fest, in Laos Hauptstadt. Naja, nicht die schlechteste Adresse, um den Beginn des neuen Jahres zu feiern.

Und wenn an Silvester auf der Partymeile in Berlin der Bär los ist – David Garrett, Tokyo Hotel und David Hasselhoff heizen auf den zwei Kilometern zwischen Siegessäule und Pariser Platz den Menschen ein – dann wird Heidi einen ganz beschaulichen Jahreswechsel in Vientiane verbringen: Hier wird nicht geknallt, denn das Neue Jahr beginnt dort eh erst im April. Und dann ist sie hoffentlich schon in Neuseeland.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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