Wer als Auto-affiner Mensch den Namen Frankfurt und Messe hört, der denkt automatisch an die Internationale Automobilausstellung (IAA), die alle zwei Jahre als eine der ganz großen weltweiten „Nabelschauen“ rund um das Auto stattfindet. Doch der Standort Frankfurt hat weit mehr als nur die IAA zu bieten, und die Szene birgt auch erheblich an interessanten Neuigkeiten, an Hintergrund-Informationen und an globaler Innovation als nur das, was die Auto-Hersteller im gewohnten Rhythmus an neuen Fahrzeugen in den verschiedensten Segmenten auf die Räder stellen. Das zeigt ein Rundgang, den wir am ersten Tag der Automechanika, dem weltweit größten internationalen Branchentreffen der Automobilwirtschaft, unternahmen.
Eines vorweg: Nie war es lohnender, sich einmal Zeit und Muße zu nehmen, der Automechanika einen Besuch abzustatten. Nicht nur, weil der „Altweiber-Sommer“, der noch bis zum Samstag anhalten soll, zu einem Spaziergang über das weitläufige Gelände und durch die Hallen einlädt. Sondern vor allem wegen der Zahl der Teilnehmer und dessen, was die Messe in diesem Jahr zu offerieren hat.Denn die Automechanika wartet in diesem Jahr in Frankfurt mit so vielen Ausstellern wie nie zuvor auf: 4.631 Firmen aus 71 Ländern präsentieren dem Fachpublikum ihre neuesten Produkte rund ums Auto und ihre verschiedensten Dienstleistungen. Kein Wunder, wenn sich die Messeleitung da die Hände reibt. Die Automechanika ist eine feste Institution auf 305.000 Quadratmetern – das sind mehr als 53 Fußballfelder. Wir sind ausgebucht, sagte Messe-Geschäftsführer Detlef Braun bei der Eröffnungsfeier. Geht es bei der IAA im Schein der Scheinwerfer in der Regel um neue Fahrzeuge in allen möglichen Marktsegmenten, so sind die Schwerpunkte bei der Automechanika andere. Das hat auch unser Rundgang am ersten Tag der Messe gezeigt: Vieles, wenn nicht sogar alles, dreht sich bei der 23. Frankfurter Automechanika, die Industrie, Werkstätten und Handel vereint, um alternative Antriebe um die Aus- und Weiterbildung im vielfältigen Handwerk. Vorrangige Themen der Messe sind vor allem auch die Werkstatt- und Tankstellenausrüstung sowie Fahrzeugwäsche, Zubehör und Tuning. Trotz der in diesem Jahr stattfindenden IAA Nutzfahrzeuge kommt auch dieser Bereich bei der Automechanika nicht zu kurz. Ein großer Nutzfahrzeugbereich mit allein rund 1.000 Anbietern stellt unter Beweis, dass die Wirtschaft auch bei den „schweren Jungs“ viele neue Entwicklungen zu zeigen vermag.
Dennoch ist nicht alles eitel Freude und Sonnenschein, auch wenn das Angebot noch so groß sein mag. Denn während sich beim Neuwagenverkauf in Deutschland ein stabiles Jahr abzeichnet, bremst der schwache Gebrauchtwagenmarkt offensichtlich das Geschäft der Autohäuser. So erwartet das deutsche Kfz-Gewerbe nach Angaben des Verbandspräsidenten Jürgen Karpinksi zusammen mit dem Service- und Neuwagengeschäft einen nur leicht gestiegenen Umsatz von 140 Milliarden Euro – nach 138,5 Milliarden Euro im Jahr zuvor. „Die allgemeine Konsumfreude ist beim Kfz-Gewerbe nicht angekommen“, betonte Karpinski.
Hinter der Automechanika Frankfurt steht ein weltweiter Netto-Umsatz der inländischen Teile- und Zubehör-Hersteller von 101 Milliarden Euro im Jahr 2013. In diesem Jahr deute sich ein Wachstum zwischen 3 und 4 Prozent an. Ein Rundgang durch die Hallen und über das riesige Freigelände der Automechanika beweist wieder einmal, dass die Automobilwirtschaft nicht nur aus den Herstellern besteht.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun