Bis am Sonntag toben die Boliden der Rallye-Weltmeisterschaft noch in der Region um Trier und den Hunsrück. Zehntausende von Fans aus ganz Europa reisen den Stars der WM wieder hinterher. Vier Hersteller (Volkswagen, Hyundai, Citroën und Ford) haben eigene Teams am Start. Wobei die Wolfsburger sich an diesem Wochenende bereits den WM-Titel bei den Herstellern sichern können. Mit dabei ist auch in diesem Jahr wieder KÜS-Prüfingenieur Stefan Ehl, der als Motorsportfreund und Rallye-Fachmann dem ADAC Deutschland wieder sein Wissen zur Verfügung stellt.
„Ich bin hier als Technischer Kommissar eingesetzt und gehöre zum Team um Rudi Bollig“, erzählte Stefan Ehl uns am Freitag im Service des Messeparks in Trier. Sein Wissen als KÜS-Prüfingenieur könne er zwar bei dieser Tätigkeit auch einsetzen, „aber es geht doch schon sehr spezifisch in Richtung Rallyesport. Bereits am Mittwoch begann die Arbeit der Technischen Kommissare bei der Fahrzeug-Abnahme. Ehl opfert in Trier auch seine Freizeit als Motorsport-Freund. Und das nicht zum ersten Mal. „Ein bisschen ist das so was wie aktive Freizeit-Vernichtung, aber man kann hier seine technischen Kenntnisse mit Spaß weitergeben.“
kues.de hat am ersten Rallyetag noch einige Fans besucht und sich mit Ihnen unterhalten. Sie kommen zum Teil aus ganz Europa. Rallyefans sind hart im Nehmen, was Unpässlichkeiten angeht. Da kommt es auch auf einen ausgedehnten Fußmarsch am frühen Morgen nicht an. Peter und seine Freunde vom Motorsportclub Straubing waren bereits am Tag zuvor angereist, übernachten bis Sonntag im Wohnwagen. „Gestern abend der Start in der Stadt war unheimlich stimmungsvoll. Viel besser als in Köln im letzten Jahr. Hier haben die Leute eine Beziehung zu der Rallye, das merkt man.“
Wo sie hin wollen, das haben sie sich schon zu Hause ausgesucht. „Die Eifelprüfung passt nicht rein, wenn man noch was anderes sehen will. Schade, das ist was ganz Neues, das hätten wir uns gerne angesehen.“ Eine anständige Brotzeit haben die bayerischen Mädels und Jungs im gekühlten Koffer natürlich dabei. Dazu Decken, Regenschutz, Sonnencreme und kleine Treppchen mit drei Stufen, die man ausklappen kann. „Wenn man so lange dabei ist, wie wir, ist man auf alles vorbereitet.“
Wir kommen auf der ersten Prüfung, beziehungsweise schon vor dem ersten Fahrzeug, mit einer Gruppe wild aussehender, aber sich sehr zivilisiert gebender Besucher zusammen. Pekka ist deren Wortführer. Die finnische Flagge verrät uns, wem sie hier die Daumen drücken. Pekkas Englisch ist durchsetzt von Lauten, die wir nur schlecht verifizieren können und sie mal verdachtsweise irgendwo nördlich des Polarkreises einordnen.
Die Finnland-Rallye vor zwei Wochen haben sie erlebt, die „Deutschland“ machen sie zum ersten Mal mit. Auch sie im Wohnwagen unterwegs. Motorsportler, besonders die „Quertreiber“, sind Volkshelden im Land der 1000 Seen. Nur auf einen sind sie nicht gut zu sprechen. Auf den „Iceman“ Kimi Räikkönen, 2007 Formel-1-Weltmeister mit Ferrari, dann im WRC unterwegs, jetzt wieder zurück. „Not very popular“, „nicht besonders beliebt“ sei er auch in der Heimat. Nächste Woche wollen sie wieder zurück. Ihr Ziel ist Kesälahti. Also doch ganz oben, denke ich. Da, wo Suomi allmählich ins Polarwasser fällt.Um die Mittagszeit „fallen“ die Besucher im Messepark ein. Motorsport-Enthusiasten sind friedliche Leute, die sich nicht wie mitunter im Fußball hirnlos die Köppe einhauen.“ Wikinger mit langen „Norge“-Fahnen für Mikkelsen stehen am Volkswagen-Service, eingekreist von Belgiern in Hyundai-Shirts und Neuville-Aufklebern. Gaston, ein junger Mann aus der Nähe von Ypern, war aufgefallen, „dass überall an der WP Säcke für Müll stehen und alles unheimlich geregelt ist.“ So seien die Deutschen eben. Ist das jetzt Kompliment oder eher „auf die Schippe genommen“?
Bis die Boliden wieder raus fahren, herrscht Jahrmarktsstimmung im Messepark. Der Mann am Rallye-Simulator schreit wie der Vogeljakob auf der Münchener Theresienwiese. Nebenan kann man – lautstark angepriesen – kostenlos das Handy aufladen, junge Damen verteilen Flyer noch und noch. Ein Durchkommen ist kaum noch möglich, von den Imbissständen her brutzelt und duftet es.
Echte Rallyestimmung eben für die Freunde des bodenständigen Motorsports. So wie es sein soll.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun