Mathematik(er) teilt(en) wohl seit jeher die Menschen in zwei Lager: Die einen verstehen die Gesetze der Materie aus dem Effeff, bei den anderen ist hinsichtlich der Verständnisfrage Hopfen und Malz verloren, wie mein früherer Mathematiklehrer in solchen Fällen zu sagen pflegte. Auch zu mir.
Er hätte es vermutlich genau so zu Alexandra Katzenstein gesagt. Aber die bekam es genau so von ihrem Vater, einem Mathematikprofessor, permanent zu hören bzw. zu spüren. Nun muss man kein Zahlen-As sein, um ein respektables Leben zu führen. Immerhin hat Katzenstein es zur Polizeireporterin gebracht. Nun fasst sie zum Jahreswechsel einen Entschluss, der einen schon an Loriots Adventsgedicht erinnert: Sie will ihren Vater töten.
Dazu kommt es nicht mehr, denn er stirbt auch so. An einer Kohlenmonoxidvergiftung, mutmaßlich, und e soll auch noch seine Haushälterin in den Tod gerissen haben. Immerhin öffnet das makabre Ereignis Alexandra die Augen für ihr nicht minder makabres – imaginär gebliebenes – Vorhaben. Dass sie sich nun daran begibt, die Angelegenheit aufzuklären, kommt einer Wiedergutmachung gleich, auch wenn nur Gedanken wieder gut zu machen sind. Denn ein Mathematiker, zumal einer wie Alexandras Vater, wäre nie leichtfertig irgendein Vergiftungsrisiko eingegangen. Und hätte schon gar nicht jemand anderen gefährdet. Dabei ist das alles erst der Anfang.
Tod eines Mathematikers klingt als Titel geradezu bescheiden für eine so spannende Lektüre. Eine, die nach der Devise verfasst und betitelt wurde: Mehr sein als scheinen. Nicht nur das macht dieses Buch empfehlenswert. Und noch eine Empfehlung: Den zum Glück in der Theorie verbliebenen Silvesterentschluss und Neujahresvorsatz von Alexandra sollte man sich nicht zum Vorbild nehmen.
Kerstin Herrnkind/Walter K. Ludwig: Tod eines Mathematikers. Grafit Verlag; 10,99 Euro