Buchtipp – Schwester Jordana: Auf einen Tee in der Wüste

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Lutz Neumann hatte mich, wie er mir jetzt am Telefon erzählte,als 'Fernsehnonne' entdeckt. Und zwar, als er schwitzend aufeinem Trimmrad im Fitnesscenter saß, während ich alte Grand-Prix-Lieder in einer Sendung kommentierte. Er fand das so gut,dass er dachte: Die ist genau die Richtige für dein Projekt – dieDokumentation einer Reise ins Heilige Land. Lutz und das ZDFsuchten eine Ordensfrau, die mitfahren würde, in einem rotenChevrolet und mit einem Co-Moderator (Rainer Maria Jilg), vonder Kamera begleitet, auf den Spuren mittelalterlicher Kreuzfahrer,mit Startpunkt in Istanbul und Stationen wie Konya undAntakya, Tripoli und Tyros, Hebron und Jerusalem. Mehreretausend Kilometer. Hätte ich nicht Lust, diese Ordensfrau zusein? Und ob ich Lust hatte. Was für eine Frage! Noch nie hatteich mich außerhalb der Grenzen von Europa bewegt, schon garnicht in Israel, im Heiligen Land. 'Wann Sofort ?' Meine Begeisterung ließ mein Herz höher schlagen. Es gibt Momente, die stimmen einfach. Die landendirekt vom Himmel vor meinen Füßen und füllen den Raum,meine Sinne – und verändern mein Leben. Dies war so einer.

Im Herbst 2011 ist es soweit: Schwester Jordana reist.von Istanbul bis nach Jerusalem, in einem roten Chevrolet, auf der Autobahn oder der Wüstenpiste, kreuz und quer durch die Türkei, den Libanon und Israel. Eine wahrhaftig ungewöhnliche Art, die drei großen Weltreligionen kennenzulernen und sich zugleich in eigener Sache, ganz persönlich, mit den Glaubensfragen auseinanderzusetzen. Dazu braucht's eine Menge Courage.

Woran liegt es, dass Bücher wie dieses schon durch den Autorinnen-Namen auffallen? Sicher nicht unwesentlich an der inneren Trennung von geistlichem und weltlichem Leben, die wir – bewusst oder unbewusst – vornehmen. Erinnert sei nur an Soeur Sourire, die 1963 den Evergreen von Dominique aufnahm: Eine Nonne mit Schallplattenvertrag und allen damit verbundenen Promo-Verpflichtungen! Nun, für Schwester Jordana ist ihr Buch unter dem Aspekt zweier Welten nichts Ungewöhnliches – allenfalls durch die Reise selbst. Es gehört zum Charme dieses Buches, dass es immer wieder mit Unklarheiten aufräumt, die einen in der Wahrnehmung blockieren können. Zum Beispiel: Ich bin keine Nonne, sondern eine Schwester. Was ist der Unterschied? Schwestern sind Frauen, die in einen Orden eintreten, der sich der Arbeit mit und für die Menschen widmet. Nonnen sind diejenigen, die vorrangig beschaulich leben, gern in Klausur ‹hinter Klostermauern›, die aber längst nicht so unüberwindbar sind, wie viele glauben. Aber auch darüber könnte man ein ganzes Buch schreiben…

Schwester Jordana: Auf einen Tee in der Wüste. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 12,99 Euro.

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