Den kenn' ich doch mag man geneigt sein zu denken, wenn der Egret One vor einem steht und an die Aluroller mit den winzigen Rädern erinnert, die bei den Kids so hipp sind. Doch das Spaß-Mobil hier ist in professionellem Schwarz gehalten, was Carbon und Keflar symbolisiert, auch wenn in unserem Fall überwiegend wertiges Aluminium verbaut wurde. Wir nähern uns dem E-Roller neugierig. Höhenverstellbarer Lenker, für den Transport um 90 Grad klappbare Lenker-Enden, der gesamte Vorderbau ebenfalls um 90 Grad nach Entsicherung der Haltebolzen einklappbar, so dass ein trag-fähiges Paket entsteht, das mit seinen gut 15 Kilogramm Gewicht flink in Fahrzeug oder Bahn mitgenommen werden kann. Ein clever konstruiertes Tragegestell für den Lenker dient der Aufnahme für eine Einkaufstasche, die ihrerseits wiederum zwei Tragegriffe aufweist. Gut durchdacht! Eine blau unterlegte, beleuchtete Anzeigeneinheit am rechten Lenker-Ende gibt über Ladezyklen, Akkuzustand und Fahrgeschwindigkeit Auskunft. Die linke Hand bedient den Bremshebel, dessen Kraft mechanisch auf das Hinterrad einwirkt und sanft, aber nachhaltig für Verzögerung sorgt.
Der Gas-Hebel zur Rechten wird gezogen und lässt das kleine Kraftpaket zu überraschender Beschleunigung schreiten: der E-Motor ist im Hinterrad integriert, kein Getriebe, kein Riemen, keine Kette, kein Kardan, die Kraft kosten würden. Das Drehmoment ist derart überraschend, dass der Pilot sich schnell an dezente Dosierung des Gashebels erinnern sollte. Vor allem, weil das kleine Vorderrad auf Bodenunebenheiten nahezu allergisch reagiert, obwohl es dezent gefedert ist. Kids kennen das und Erwachsene müssen das erst wieder lernen. Jegliche Art von Beleuchtung fehlt, geht also auch nicht zulasten der Batterie. Heißt auch: noch nicht im öffentlichen Verkehr zulässig (30-35 km/h schüttelt der Akku locker aus seiner Kapazität!). Ob das Egret One auf Bürgersteigen, Radwegen oder gar auf der Straße bewegt werden darf…darüber denken die Technokraten in Brüssel derzeit nach, um eine entsprechende Genehmigung zu formulieren. 2014 sollte es geschehen sein. Wo spielt der flinke E-Roller seine Stärken aus? Auf privatem Gelände, möglichst glattflächig. Grobes Pflaster oder Katzenköpfe verabscheut er nachhaltig, die bringen nur Unruhe ins Fahrverhalten. Campingplätze, Yachting und Messegelände sind erste Adressen für den Einsatz. Etwa 110 Kilo dürfen als Last und Ladung aufgesattelt werden und die leer gefahrene Batterie ist mit beigelegtem Ladegerät in vier Stunden wieder randvoll. Nachteil? Ja, der Egret One kann von jedem, der Arges im Schilde führt, mitgenommen werden. Keinerlei Diebstahl- oder Funktionssicherung vorhanden. Akustische Signale wie Klingel oder Hupe fehlen, denn die geräuschlose Fahrt kann auch Erschrecken im Umfeld generieren. Zudem sollte der teure Akku, der unterhalb der Trittfläche verbaut ist, nach unten noch durch eine Schutzplatte gesichert werden, denn beim einhändigen Tragen des Flitzers über Treppen und Stufen (auch bei Rolltreppen) setzt der Akku hart auf und kann im schlimmsten Fall Schaden nehmen.
Für 995 Euro ist er zu haben, seine harte Einsatz-Premiere hat er auf der IAA jüngst gefeiert, zum Staunen der Journalisten und Industrierepräsentanten. Wir sparten enorm Zeit und konnten unser Messeprogramm um weitere 40 % erweitern. Bezugsquellen und weitere Informationen über www.egret.de.
Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot