Samuel Koch mit Christoph Fasel: Zwei Leben. Adeo Verlag; 17,99 Euro.
Er wollte dieses Buch erst nicht, als es ihm vorgeschlagen wurde. Zu jung kam er sich selbst vor, zu wenig habe er erreicht, um schon mit 23 Jahren das eigene Leben darzustellen. So sagt Samuel Koch es im Vorwort. Er hat sich umstimmen lassen.
Herausgekommen ist ein geradezu unglaubliches Buch: Samuel Koch ist seit seinem spektakulären Unfall bei Wetten, dass…? am 4. Dezember 2010 querschnittgelähmt. Er meistert sein Leben nicht, er lebt es. Er verschweigt keinen Schmerz, körperlich wie seelisch, aber er lamentiert nicht. Ganz klar gibt er zu Protokoll, wie an einem Samstagabend sein Leben eine völlig andere Wendung nahm – ein Leben, das durchaus auf Karriere ausgerichtet war, die Möglichkeit, Wettkönig zu werden, auch mit dem damit verbundenen Preisgeld einkalkulierend. So findet sich auch kein Wort, kein einziges, der (An)klage. Stattdessen eine klare Beschreibung der eigenen Situation, die nicht beschönigt, aber immer nach dem Positiven sucht – so abgedroschen die Formulierung in anderen Kontexten wirken mag.
Bei allen – massiven und massivsten – Einschränkungen ist das Leben von Samuel Koch immer noch sein eigenes. Das Wort Pflegefall, mit dem sein körperlicher Zustand in der Öffentlichkeit oft bezeichnet wird, passt nicht wirklich. Er legt Wert auf ein Höchstmaß an Eigenständigkeit, klares und uneingeschränktes Denken gibt ihm die Möglichkeit dazu. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, auch wieder und wieder – weil es Informationen über das Leben mit einer Querschnittlähmung gibt, die man in betont-nüchternen oder extra-sensationsorientierten Berichterstattungen nicht findet.