Reifen-Platzer: Was tun?

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Die Geschichte von Ursache und Wirkung ist ebenso alt wie die Menschheit. Auch in der Moderne sorgen Ursachen für Wirkungen, die nicht immer erfreulich oder angenehm sind. Reifen-Platzer zum Beispiel. Laut Statistik widerfährt jedem Auto fahrenden Bundesbürger dieses Missgeschick alle 10 Jahre ein Mal. Auf den ersten Blick also beruhigende Aussichten. Wenn sie denn vorhersehbar wären. Der überraschte Normalfahrer ist meist überfordert, Renn- und Sportfahrer gehen da versierter mit um und können die Schäden auf reine Sachschäden reduzieren. Es ist zu unterscheiden zwischen einem schleichenden Plattfuß und einem richtigen Reifen-Platzer. Während Ersterer sich meist durch ein in den Reifen eingedrungenes Fremdobjekt (Intrusion) oder einen Reifenventil-Schaden äußert, die Luft also langsam entweicht und der Reifen immerhin noch eine Zeit lang fahrbar ist, entweicht beim Reifen-Platzer die Luft schlagartig. Und sorgt so für oftmals schwere Unfälle. Diese wiederum sind meist diversen Fehlverhaltensweisen des Fahrers zuzuschreiben. Der ZDK hat eine Reihe Sinn machender Tipps zusammengestellt, die die Auswirkungen eines Reifen-Platzers mindern können. Im Übrigen sind die Ursachen dafür ebenfalls meist vom Menschen abhängig: Der Pneu hat ein Gedächtnis. Er merkt sich grobe Behandlungsweise, revanchiert sich aber oft nicht sofort, sondern erst bei höheren Geschwindigkeiten wie auf Autobahnen und Schnellstraßen. Die verdeckten, meist von außen nicht sichtbaren Beschädigungen betreffen das Innenleben des Gummis, seiner Materialien, seines Aufbaus. Da werden Metallfäden und Bänder geknickt, textile Strukturen angerissen und bilden so die Platzer- Falle. Bei höheren Geschwindigkeiten steigt durch die Reibungswärme der Innenluftdruck und die Rotationsgeschwindigkeit lässt Verformungen des Reifens entstehen. Wenn dann der Reifenaufbau nicht mehr gesund ist, kann es zum Platzer kommen. Findet das Ereignis an einem der Hinterräder statt, neigt das Fahrzeug zum unvermuteten Ausbrechen mit dem Heck: Es dreht sich quasi von der Fahrbahn oder in den Gegenverkehr hinein. Bei einem Platzer an den Vorderrädern beginnt das Lenkrad zu schlagen und das Fahrzeug will unbedingt woanders hin als der Fahrer.

Die Tipps:
Bei einem Reifen-Platzer das Lenkrad fest und ruhig halten, auf keinen Fall bremsen, sondern nur Gas wegnehmen und den Fahrbahn-Rand oder -Streifen aufsuchen. Sofort die Warnblinkanlage einschalten, um den Nachfolgenden zu signalisieren, dass man in eine Notsituation geraten ist. Das Fahrzeug ausrollen lassen, beim Aussteigen Warnweste anlegen und das Pannendreieck etwa 100 Meter hinter dem Fahrzeug aufstellen. Allfällige Mitfahrer auf der sicheren, der Fahrbahn abgewandten Seite aussteigen lassen und sie hinter die Leitplanke schicken. Wer ein vollwertiges Ersatzrad oder Notrad an Bord hat, sollte es montieren: Erst die Radmuttern (oder Radschrauben) anlösen, dann mit dem Wagenheber das Fahrzeug anheben, den Radwechsel vollziehen und – am besten mit einem Drehmomentschlüssel – alle Muttern (oder Schrauben) entsprechend anziehen. Ansonsten reicht für's Erste das Radkreuz oder das Bordwerkzeug. Die Reparatur des defekten Pneus mittels eines Rep-Sets mit Druckluftflasche und Reifenschaum dürfte sich bei echten Reifen-Platzern erübrigen, da die Verletzung flächenmäßig zu groß ist. Auf jeden Fall sollte nach der ersten Schadensbehebung die Fachwerkstatt oder der Reifen-Fachhändler aufgesucht werden, um
a) die Radschrauben mit einem Drehmomentschlüssel und richtigem Wert nachzuziehen und
b) den defekten Reifen durch einen neuen ersetzen zum lassen.

Als Hauptursachen für Reifen-Platzer hat der ZDK (Zentralverband des deutschen Kraftfahrzeuggewerbe) ausgemacht: mehrfaches Überfahren harter Ecken, z. B.: Bordsteinkanten, Kanaldeckel und tiefe Schlaglöcher sowie zu niedriger Luftdruck in den Reifen. Wie bereits gesagt: Der Reifen hat ein Gedächtnis und rächt sich irgendwann einmal. Die heutigen Gummiprodukte sind überwiegend von sehr hoher Qualität. Entsprechend lange kann es dauern, bis dann der Reifen quasi die Geduld verliert, dann aber oft mit bösen Folgen.Die Pflege, die die meisten Autofahrer dem Outfit ihrer Transportgeräte angedeihen lassen, sollten sie auch den Reifen widmen. Schließlich sind sie es, die den lebenswichtigen Kontakt zwischen Fahrzeug und Fahrbahn herstellen.

Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot
Quelle: ZDK

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