Mit dem Kizashi betrat der japanische Autobauer Suzuki im vergangenen Jahr ein neues Fahrzeug-Segment. Bisher hatte sich das Unternehmen lediglich als ausgewiesener Experte in den Bereichen Geländefahrzeuge (SUV) und Kompaktwagen einen Namen gemacht. Wir fuhren den Suzuki Kizashi sowohl als Fronttriebler wie auch in der Allradvariante mit einem 178 PS starken 2,4-Liter Benziner. Der 4X4 macht mit mächtigen Schürzen hinten und vorn und zwei unübersehbaren Auspuffenden auf sich aufmerksam. Optisch durchaus gelungen, und auch nicht zu aufdringlich wirkend.
Warum ein und dasselbe Auto mit zwei verschiedenen Antriebsvarianten? Einmal nur über die Vorderräder und dann über beide Achsen die Kraft auf die Straße gebracht. Merkt man so etwas überhaupt im normalen Alltagsbetrieb? Mangels Schneefalls zur Testzeit „bastelten“ wir uns unsere Teststrecke selbst, was im Hunsrück abseits geteerter und gepflasterter Pfade im November kein Problem ist und stellten das Allradsystem auf die Probe. Im Normalbetrieb wird der Kizashi lediglich über die Vorderachse angetrieben. Die 4X4-Option kann über einen Schalter, der sich links unten im Armaturenbrett befindet, aktiviert werden. Der Fronttriebler dagegen ist ein reiner Handschalter.
Das stufenlose CVT-Getriebe machte auf uns allerdings einen ziemlich trägen, und damit durchaus verbesserungswürdigen Eindruck. Außerhalb urbaner Gegebenheiten, wenn am Berg oder bei rutschigen Passagen zusätzlicher Vortrieb vonnöten ist, mangelt es da mitunter an dessen Bereitstellung und der mächtige Ottomotor mit fast zweieinhalb Liter Hubraum macht sich nachhaltig bemerkbar. Müssen jedoch keine neuen Schaltstufen anvisiert werden, macht der Wagen als Cruiser mit akkurater Federung und gutem Abrollniveau einen ansprechenden Eindruck.
In punkto Traktion aber kann der Allradler seine Vorzüge deutlich ausspielen. Was nicht heißen soll, dass der 178 PS starke Vierzylinder seine Leistung als Fronttriebler nicht umsetzen könnte. Aber die gleichen Strecken, die wir uns bei identischen Bodenbeschaffenheiten ausgesucht hatten, meisterte der Allradler sichtlich müheloser. In dieser Konfiguration verfügt der Suzuki Kizashi über einen variablen Allradantrieb mit einer elektromagnetischen Lamellenkupplung. Bei winterlichen Gegebenheiten, wenn die Vorderräder auf Eis oder Schnee durchdrehen, werden bis zu 50 Prozent der Motorleistung nach hinten geleitet. Ganz so extrem fielen unsere Vergleiche zwar nicht aus, der Vorteil des 4X4 in dieser Beziehung war jedoch deutlich spürbar.
Als Allradler kostet der Mittelklasse-Suzuki etwa 3.000 Euro mehr als die frontgetriebene Variante. Dafür erhält man jedoch nicht nur einen zusätzlichen Kraftfluss an der Hinterachse. Serienmäßig sind etwa beheizbare Ledersitze, Xenonlicht, Klimaautomatik und ein ansprechendes Soundsystem. Für 29.900 Euro jedenfalls sucht man bei der Konkurrenz vergeblich nach einem ähnlich ausgestatteten Fahrzeug. Zudem herrscht im Innenraum auch mit fünf Personen noch genügend Bein- und Kopffreiheit. Die Verarbeitung ist solide, da knarzt und knackt nichts und auch der Kofferrum bietet mit 461 Litern genügend Platz, um die Urlaubs-Utensilien einer Familie aufzunehmen. Allerdings schlucken die Radkästen hier noch etwas an Kapazität.
Wir kamen bei unseren Testfahrten mit der Allradvariante auf einen Verbrauch von 8,8 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer. Der Fronttriebler „schluckte“ einen knappen halben Liter weniger, doch sind diese Quervergleiche immer etwas problematisch, da die Bedingungen in den wenigsten Fällen identisch sind. Fest steht jedenfalls: Eine über beide Achsen angetriebene Mittelklasse-Limousine ist mit dieser serienmäßigen Ausstattung zu einem Preis von unter 30.000 Euro ein Argument. Und an der Allradtechnik gibt es nichts zu mäkeln.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun