Rallye Dakar 2025 (5): Überraschungen – positiv wie negativ

Tag 6 führte, nach dem Ruhetag am Freitag, über eine „elend“ lange Etappe mit 605 Kilometern reiner Wertungsprüfungen von Ha'il nach Al Duwadimi.

Die morgendliche Startreihenfolge wurde bereits nach 100 Kilometern kräftig durchgemischt. Der Südafrikaner Guy Botterill machte ganz schlicht Fahrfehler im Gazoo-Toyota, als er durch den an dem Tag sehr schnellen Guillaume de Mevius aus Belgien auf einem MINI-Benziner unter starken Druck geriet. Konsequenz: Zeitverluste.

De Mevius zeigte erstmals das wahre Potential seines X-raid-„Dienstwagens“ und bestimmte dann den weiteren Verlauf des Tages: Er stürmte nach vorne, als gäbe es kein Morgen. Die Belohnung dafür erfolgte am Ziel in Al Duwadimi: De Mevius war Erster. Auch der Portugiese Ferreira konnte diesen Tag als erfolgreich verbuchen, denn er sorgte mit dem zweiten Tagesrang auf seinem MINI JCW Diesel für den ersten Doppelsieg der MINI-Flotte. Damit unterbrachen die Tages-Spitzenplatzierten auch die Dominanz der Toyotas, sowohl von Gazoo als auch von Overdrive.

Teilweise surften die ersten Fünf mit nur maximal drei Minuten Abstand durch die Wüste. Al-Attiyah (Dacia Sandrider) holt langsam auf, wird Zweiter vor Al-Rajhi. Auch Ekström auf dem Ford Raptor mit dem brutal starken turbolosen 5-Liter-V8-Sauger-Triebwerk, macht das richtig gut: Platz 4. Chicherit, wie immer eilig unterwegs, zwang bereits bei KM 16 seinen Dienstwagen bei vollem Rohr und einer übersehenen Bodenwelle erst zu einem Kopfstand, der sich in einen spektakulären Mehrfach-Überschlag erweiterte. Das Wrack lag weit verstreut in den Milliarden Sandkörnern und sah entsprechend aus.

Erwähnenswert noch, dass der erst 19-jährige Saood Variawa (Gazoo-Hilux) seinem Konkurrenten Al-Rajhi (Toyota Overdrive) mit einem Reserverad bei KM 232 half und ihm so auch den weiterhin zweiten Rang im Gesamtklassement rettete. Ein feiner Zug. Am Abend im Biwak fragten doch tatsächlich einige, wo denn die „Altstars“ Peterhansel und Terranova steckten, schließlich sei doch Nani Roma auf dem Ford Raptor auch noch in guter Wertung unterwegs. (Die waren allerdings gar nicht gestartet).

Es folgte der Rundkurs um Al Duwadimi mit 419 Kilometern reiner Wertung. Sehr gemischtes Terrain aus schnellen flachen Sandpassagen, ein paar Dünen, Schotter und hautengen Durchfahrten durch Truck-große Felsansammlungen. Al-Attiyah musste angreifen, schnappte sich erstmal die am Vortag siegreichen MINI, darf vor allem auf Ekström (Platz 3 auf Ford) keine Zeit verlieren, im Gegenteil: Aufholen ist die Devise, um noch eventuell den dritten Gesamtrang zu ergattern. Bei KM 255 führt Cristina Gutierrez auf dem zweiten verbliebenen Dacia Sandrider zeitweise das ganze Feld an. Große Dramen bleiben aus.

Dem Qatari auf Dacia gelingt es nicht, den Abstand nach vorne signifikant zu verringern. Dafür hält vor allem Ekström (Ford Raptor) unauffällig, dennoch schnell, effizient und hartnäckig seinen dritten Rang, indem er tagesaktuell direkt hinter Moraes (Gazoo-Hilux) liegt. Team-Kollege und Rookie (erstmals bei der Dakar) Mitch Guthrie jr. darf sich auf das dritte „Treppchen“ stellen, toller Erfolg für das Ford-Doppel. Lategan büßt ganz vorne für die Gesamtwertung wertvolle Zeit ein. Dafür machte Cristina Gutierrez mit ihrem Dacia Sandrider mächtig Dampf und reihte sich auf Platz 6 ein.

Taktik und Coolness gewinnen an Wert für die nächsten Tage.

Fotos: Dacia, Ravien Duhamel (Red Bull Content Pool), Maciej Niechwiadowicz (niechwiadowicz.com), Jiri Simecek MCH

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