Der Überraschungssieger vom Vortag, Rokas Baciuska, durfte den Tagesreigen eröffnen, hatte es aber bereits nach den ersten Kilometern mit echter Konkurrenz zu tun. Alle Favoriten hatten sich „All in“ auf die Fahnen geschrieben.
So legten dann Lategan, Al-Attiyah, Ekström, Serradori. Moraes, Quintero und Al-Rajhi richtig los auf dem Weg von Bisha nach Al Henakiyah. Das lag vor allem an nur 327 km Wertungskilometern, die aber von einer „Irrsinns-Liaison“ von 636 km noch getoppt wurde.
Schon nach Waypoint 136 hatte die Führung zehn Mal gewechselt. Und so ging es gar munter weiter, teilweise düsten die Teilnehmer „im Geschwaderflug“ im Trio durch Sand, Geröll und Dünen. Loeb war zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Einsammeln diverser Karosserieteile beschäftigt, die er bei einem frühen Überschlag abgestreift hatte. Das führte zu einem Zeitverlust von fast einer Stunde. Er fuhr dennoch weiter, wie man ihn eben kennt.
Saood Variawa auf dem Gazoo-Toyota, noch in der Chrono mit einem größeren technischen Problem, ist damit wohl raus aus der Co-Favoritenrolle um den Gesamtsieg – wiewohl er als „schneller Jungspund“ gelten darf (19 Jahre alt).
Das Duell des Tages fand zwischen Serradori (Century Racing CR7) und Ekström (Ford Raptor) statt. Sie schenkten sich nichts, und so schmolz der Drei-Minuten-Abstand vom Start am frühen Morgen auf teils sogar nur Zehntelsekunden ein. Das Duell setzte sich fort zwischen Serradori und Al-Attiyah bis zur nächsten Kontrollstelle, da Ekström es etwas behutsamer angehen ließ, als er sah, wie so mancher seiner Mitbewerber entweder auf dem Dach lag oder mit technischen Gebrechen strauchelte. Variawa holte tief Luft, machte alles richtig und gewann sogar diese Etappe vor dem beachtlich beherrscht und präzise fahrenden Chicherit, der damit auf Rang 2 bester MINI-Pilot war. Auf Platz 3 landete das Gazoo-Team Quintero/Zenz, auf der 4 schon der nächste MINI mit Guillaume de Mevius vor seinem Stallkollegen Joao Ferreira: Ein richtig guter Tag für die MINI-Truppe! Al-Attiyah auf der 6 und direkt dahinter Ekström auf dem Ford Raptor. Das heißt, dass Ekström seinen dritten Platz im Gesamtranking untermauert.
Eine Zwischenbilanz: Henk Lategan hält derzeit die Gesamtspitze. Inzwischen sind zumindest zwei Favoriten ausgeschieden: Sébastien Loeb (Dacia) wurde noch in der 3 disqualifiziert, wohl wegen Zeitüberschreitung nach „Umfaller“, Sainz hatte bereits am Vortag seinen Ford Raptor endgültig abstellen müssen, da die Schäden nach dem Überschlag doch zu heftig ausgefallen waren. Für Al-Attiyah wird es langsam Zeit, sich vom derzeitigen vierten Gesamtrang etwas mehr nach vorne zu arbeiten, wenn er seine Chancen noch nutzen will. Al- Rajhi machte gleich zu Beginn diesmal mächtig Alarm und hatte vor allem die Werks- Gazoos im Visier. Dieser fünfte Tag stellte einen Großteil der Teilnehmer vor etliche Probleme im Sand. Im Prinzip eine schnell zu fahrende Etappe, aber der Sand fraß, rein im Blick auf den sportlichen Wettbewerb, quasi. Während Al-Rajhi, das „Schlitzohr“, vorneweg fuhr, verloren seine Verfolger von Kilometer zu Kilometer. Vortagessieger Variama kam auf gleich 50 Minuten, bei Chicherit waren es 40 und bei Ekström immer noch 22. Allein Mitch Guthrie jr. hielt stand und bleibt auf Tuchfühlung.
Fotos: Marian Chtytka (MCH Photo), Robert Gray (Toyota), Maciej Niechwiadowicz