Ekström also hielt seinen Vorsprung von Kontrollpunkt zum nächsten, dann musste er erste Opfer an das Material bringen: Reifenschäden, ein dezenter Umweg, Zeitverluste. Serradori auf dem CR6–Buggy hielt zunächst voll dagegen, nahte in großen Schritten. Plötzlich lag Peterhansel auf dem zweiten Audi- Hybriden direkt hinter dem Schweden: Ein Paarlauf für die Ingolstädter? Die Konkurrenz zerbröselte danach langsam ihre Spezialreifen. Loeb, auf dem superschnellen Hunter BRX, lange auf Rang 2, fiel nach hinten, Mitfavorit Al-Attiyah auf einem weiteren BRX (“Nasser BRX“) erging es nicht besser. Die brasilianischen Brüder Baumgart auf zwei weiteren der BRX-Flundern, anfangs noch im Windschatten der Spitze, fielen sukzessive zurück. Der Reifenteufel schlug tatsächlich ständig zu. Und so kam es zu einem ziemlich unerwarteten Tagesergebnis: Der Belgier de Mevius, Sohn der Dakar-Legende Grégoire de Mevius, trieb seinen Overdrive- Hilux T1+ als Erster über die Ziellinie. Carlos Sainz („El Matador“) auf dem dritten Audi schlug seinen eigenen Teamkollegen wahrlich ein Schnippchen, holte die Konkurrenten „stückweise“ ein und durfte als Tageszweiter aufs Podest, allerdings als „Ultimate“- Fahrer, direkt neben dem Dritten de Villiers, der als Tages- Zweiter bei den „Protos“ der T1+-Kategorie auf dem Toyota Gazoo einlief. Zala aus Litauen auf dem X-raid- MINI Plus (Diesel) mit dem etwas undankbaren 4. Platz sorgte da schon für ein wenig Furore.
Und die anderen Mit-Favoriten? Al-Rajhi (Overdrive- Hilux) auf Rang 8 im Gesamtbild, Serradori (CR6) auf der 9, Ekström Zehnter, mit 14 Minuten Rückstand auf den Sieger, Al-Attiyah, schon mit 24 Minuten Minuszeit, auf Platz 17., und auch Loeb (14.) ließ viel Zeit im Schotter und bei Räderwechseln liegen. Holowczyc mit dem zweiten MINI Plus auf 12, Nani Roma auf 13, Chicherit auf der 16. Zwischenfazit: Sechs Toyotas unter den ersten 8. Das sieht nach klarer Ansage aus.
Etappe 2: Da machte sich zeitweise der Eindruck breit, man habe es mit einem „Eintages-Sprintrennen“ zu tun: Da kamen plötzlich, wie aus dem Nichts, die Buben von den Plätzen 10 bis 20 angeflogen. Peterhansel auf dem Audi-Hybriden duellierte sich in sehenswerter Weise mit Loeb auf der roten BRX-Flunder, Seite an Seite ging es durch die Wüste. Nicht viel anders: Chicherit auf dem Overdrive Toyota gegen Ekström auf dem zweiten Audi und Sainz auf dem dritten Ingolstädter Hybriden gegen Al-Rajhi (Overdrive Hilux)und Moraes (Toyota Gazoo). So belegten dann die drei „Ultimate“-Repräsentanten von Audi im Gesamtergebnis des Tages die Plätze 1, 7 und 8, während Loeb in der T1+-Kategorie auf BRX diese Kategorie gewann vor Quintero (Toyota Gazoo) und dem fünfmaligen Dakar-Sieger Al-Attiyah, der sich mühsam nach vorne kämpft. Nani Roma, für das Ford M-Sport-Team gestartet, geht mit dem Ranger Raptor flink und vernünftig um, liegt in der Klasse auf Rang 8. Zala auf dem MINI auf Platz 10. Die drei Audis fahren ja in ihrer eigenen Kategorie („Ultimate“), dank ihres Hybrid-Konzepts, und werden auch so bewertet. Die anderen sind meist der Klasse T1+, den 4×4-Prototypen zugeordnet. Nur der Franzose M. Serradori auf dem „bärig knurrenden“ Century CR6 (Chevy-V8) fährt mit einem 4×2, also nur einachsig angetriebenen Renner und liegt auf respektablem Rang 5.
Fazit nach zwei Tagen: Das „Wetzten der Messer“ quasi hat schon begonnen. Da lässt unter den möglichen Favoriten keiner den anderen aus den Augen.
Fotos: Audi Communications Motorsport, Ford M-Sport//Maciej Niechwiadowicz, Florent Gooden/DPPI (BRX), MCH Photo/Marian Chytka (Toyota Gazoo)