Antwort von Thomas Schuster, KÜS: Im Winter können Schnee und Eis immer wieder das Fortkommen mit dem Auto erschweren oder gar unmöglich machen. Grundsätzlich sollten Autofahrer deshalb in der kalten Jahreszeit stets mit Winter- oder zumindest mit Allwetterreifen unterwegs sein, die auf glatten Straßen generell sowie auch speziell beim Anfahren für mehr Grip sorgen. In Deutschland besteht ohnehin eine Pflicht zu wintertauglichen Reifen, wenn die Witterungslage es erfordert und es rutschig wird.
Unabhängig von der Bereifung ist auf glatter Fahrbahn Gefühl beim Anfahren und Gasgeben gefragt. Wer einen Verbrenner mit Handschaltung fährt, startet am besten im zweiten Gang und schaltet frühzeitig hoch, denn bei niedertourigem Fahren neigen die Reifen nicht so zum Durchdrehen und bauen mehr Grip auf. Bei Automatikgetrieben gibt es häufig ein oder zwei feste Fahrstufen, die eigentlich die Motorbremse im Anhängerbetrieb aktivieren, aber auch für das Anfahren auf Schnee geeignet sind. Einige Autos verfügen zudem über einen meist per Knopfdruck aktivierbaren Modus, bei dem die Raddrehzahl gesenkt und teilweise der ESP-Eingriff optimiert wird. Solche Fahrhilfen sind auch in einigen E-Autos hinterlegt. Bei Elektroautos kann es alternativ oder zusätzlich hilfreich sein, in einen Eco-Modus zu wechseln, bei dem Leistung gekappt wird, was wiederum die Neigung zum Durchdrehen der Antriebsräder mindert.
Sollte es extrem glatt sein und die Räder besonders leicht durchdrehen, kann es fürs Anfahren hilfreich sein, ESP zu deaktivieren, da bei aktivem Schleuderschutz durchdrehende Räder sonst automatisch abgebremst werden. Das kann vor allem beim Fahren an Steigungen hilfreich sein. Ist der Schleuderschutz nicht mehr aktiv, können Autos allerdings leichter ausbrechen. Also nur wenig Gas geben, Abstand zu Hindernissen halten und den Assistenten oben auf dem Berg wieder anschalten.
Steckt man in tiefem Schnee fest, hilft die Schaukelmethode. Dabei wird vorsichtig im Vorwärtsgang gefahren, bis die Räder durchdrehen. Dann sofort auskuppeln und das Fahrzeug zurückrollen lassen. Das Ganze wiederholt man, bis der Wagen frei ist. Wer Sand oder Split dabeihat, streut diesen für eine bessere Traktion vor und hinter die Räder der angetriebenen Achse aus. Auch Katzenstreu tut gute Dienste. Vorsicht, Fußmatten oder ähnliches als Grip-Hilfe zu nutzen kann bei zu impulsiver Nutzung des Gaspedals im ungünstigsten Fall dazu führen, dass diese bei Kontakt mit den Rädern unkontrolliert durch die Gegend schleudern oder sich in den Radhäusern verheddern.
Wer an einer Steigung hängenbleibt, kann sich zudem mit einer Gewichtsverteilung in Richtung Antriebsachse helfen. Bei Fahrzeugen mit Hinterradantrieb wird dazu der Kofferraum möglichst schwer beladen. Ist das Fahrzeug frontgetrieben, sollte das Heck möglichst leicht sein. An kurzen Steigungen kann es deshalb hilfreich sein, wenn Fondpassagiere kurz aussteigen.
Sind die Straßen an steileren Anstiegen schneebedeckt, sollten Schneeketten oder artverwandte Traktionshilfen auf mindestens eine Antriebsachse aufgezogen werden. In bergigen Regionen gibt es mancherorts sogar eine örtliche Schneekettenpflicht, auf die runde blaue Schilder mit Schneekettenrad hinweisen. Wer Schneeketten angelegt hat, muss langsam fahren. In Deutschland ist die Geschwindigkeit auf maximal 50 km/h beschränkt. Sobald die Schneeketten nicht mehr erforderlich sind, sollten sie wieder abmontiert werden, sonst verschleißen sie zu schnell. Das kann unter Umständen schon nach wenigen hundert Metern der Fall sein. Später sollten die Ketten mit Wasser gereinigt, abgetrocknet und zum Schutz vor Korrosion eventuell etwas eingeölt werden. So sind sie für ein nächstes Mal wieder schnell einsatzbereit.