Es liefen bereits die letzten dreißig Sekunden des zweiten Halbfinals, als Sebastian Grobe und Adrian Kinzel ihre Premiere beim REWE Final4 in Hamburg endlich völlig unbeschwert genießen konnten. „Marko Bezjak kam zu Sebastian und sagte: ‚Wir machen nichts mehr‘“, erinnert sich Kinzel. „Er hat es mir über das Headset durchgegeben – und wir konnten die Atmosphäre, die Kulisse, das Gefühl in diesen dreißig Sekunden wirklich aufsaugen.“
Der Abpfiff beim Stand von 30:22 (17:13) gegen den HC Erlangen bescherte dem SC Magdeburg den Einzug ins Endspiel – und während das Team von Bennet Wiegert feierte, nahmen sich auch Grobe und Kinzel noch auf dem Spielfeld in den Arm. Für die beiden Freunde, die seit über 20 Jahren gemeinsam pfeifen, war mit diesem Halbfinale ein Traum in Erfüllung gegangen.
„Das Final Four ist das Größte, was du als Schiedsrichter auf nationaler Ebene erreichen kannst – und wir sind extrem stolz, dass wir es geschafft haben“, betont Grobe. Seit 2013 gehört das Duo bereits dem Elitekader des Deutschen Handballbundes an, doch auf ihr Debüt bei der Pokalendrunde in Hamburg mussten Grobe und Kinzel bis zu diesem Jahr warten.
Als junge Schiedsrichter waren die beiden Niedersachsen als Zuschauer in der Hansestadt – nun standen sie endlich selbst unten auf dem Feld. „Wir haben so lange darauf hingearbeitet“, sagt Kinzel. „Mit dieser Ansetzung hat sich ein Kreis geschlossen. Dass wir diesen Mythos Hamburg erleben durften, bedeutet uns unfassbar viel, denn es war ein großes Ziel von uns.“
Im März erhielten Grobe und Kinzel die Nachricht, dass sie für Hamburg planen können. „Die Wochen, Tage, Stunden vor diesem Spiel waren nicht gewöhnlich“, beschreibt Grobe. Das Duo fieberte dem Turnier voller Vorfreude entgegen, während zugleich immer die Sorge mitschwang, diese einmalige Chance kurzfristig doch noch aufgrund eines positiven Coronatests zu verpassen.
Erst, als die beiden Freunde gemeinsam mit ihren Frauen sowie der kleinen Tochter von Kinzel die Reise nach Hamburg tatsächlich antraten, ließ diese Furcht nach, während zugleich die Nervosität wuchs. „Wir waren freudig-angespannt“, fasst Grobe zusammen. „Es war extrem aufregend“, sagt Kinzel.
Der offizielle Senatsempfang zum Final Four im Hamburger Hafen, die Vorbesprechung mit allen Schiedsrichtern und Delegierten: Zeit zum Nachdenken blieb Grobe und Kinzel nicht – und das war wahrscheinlich gut so. „Das Final Four ist einfach eine ganz andere Nummer“, sagt Kinzel. „Du blendest aus, welche Reichweite dieses Spiel hat, wie groß die mediale Aufmerksamkeit ist. Der Druck war dennoch enorm, denn es war eben kein Spiel wie jedes andere.“
Umso wichtiger war die Unterstützung der Kollegen: Sowohl Robert Schulze und Tobias Tönnies als auch die Final-Schiedsrichter Fabian Baumgart und Sascha Wild waren schon mehrmals in Hamburg dabei und konnten ihre Erfahrung weitergeben. Zudem kennt und schätzt man sich lange: Vor 17 Jahren waren sich die drei Gespanne im damaligen Jungschiedsrichter-Projekt des Deutschen Handballbundes das erste Mal begegnet. Als Nachwuchstalente pfiffen sie damals gemeinsam bei „Jugend trainiert für Olympia“ – und nun waren sie als inzwischen gestandene Referees beim großen Final Four wieder vereint.
„Das ist natürlich wahnsinnig schön, dass wir alle hier waren“, sagt Kinzel, der die Unterstützung durch die Kollegen explizit hervorhob: „Der Support untereinander war extrem stark, das habe ich so noch nicht erlebt. Das Miteinander war toll; wir waren gemeinsam mit den Delegierten ein eingeschworener Haufen.“ Gemeinsam mit den Familien wurde auf der Tribüne mit den Kollegen auf dem Feld mitgefiebert.
Den Einsatz von Schulze/Tönnies im ersten Halbfinale erlebten Grobe und Kinzel jedoch bereits im Tunnel – das eigene Spiel rückte Minute um Minute näher. „Bereits bei der Anfahrt zur Halle, als wir durch die Scheibe diese Menschenschlangen gesehen haben, war das ein krasser Moment“, sagt Kinzel. Und die Anspannung stieg weiter, je näher der Anwurf kam.
Das Aufwärmen, die letzten Minuten in der Kabine, das Warten. „In den Katakomben hättest du die Luft schneiden können“, sagt Grobe über die Minuten unmittelbar vor dem Einlauf – und dann war es endlich soweit: Vor knapp 13.000 Zuschauern liefen nach dem SC Magdeburg und dem HC Erlangen auch Grobe und Kinzel ein.
Die folgenden 60 Minuten brachten 52 Tore, acht Zeitstrafen, sieben Siebenmeter, drei gelbe Karten und einen Videobeweis mit sich – und vor allem ganz viele Erinnerungen. „Vier Fanlager in einer Halle zu erleben, ist auch für Schiedsrichter spannend; da sind ganz viel Emotionen im Spiel“, sagt Kinzel. „Wir haben uns unglaublich über die vielen Zuschauer gefreut; das war echt stark.“
Nach den eingangs geschilderten letzten dreißig Sekunden fiel mit dem Abpfiff „dann endlich alle Anspannung ab“, wie Grobe es formuliert. Nachdem man sich auf dem Spielfeld noch mit den Mannschaften und Offiziellen abgeklatscht hatte, ging es in die Kabine, wo sie von ihren Kollegen und den Offiziellen empfangen wurden. „Die Jungs waren da, Jutta war da, das war schön“, sagt Kinzel. „So, wie es gelaufen ist, nehmen wir nur positive Erlebnisse mit.“
Es sei, das betonen beide ausdrücklich, „eine besondere Auszeichnung“, in Hamburg dabei gewesen zu sein. „Das vergessen wir nie“, hält Grobe schlicht fest. 2023 wird das REWE Final4 dann erstmals in der Lanxess-Arena in Köln ausgetragen – ob nach Hamburg allerdings auch für Grobe/Kinzel vor Köln ist, wird sich erst im nächsten Jahr zeigen. „Es muss viel passen, um für das Final4 nominiert zu werden“, betont Kinzel. Allerdings, auch das geben die Freunde zu: „Wenn du einmal da warst, willst du wieder hin.“
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Fotos: Sascha Klahn