Antwort von Johannes Kautenburger, KÜS: Anders als bei frühen Elektroautos ist ein Ladender Akkus über die 230-Volt-Steckdose heute standardmäßig nicht mehr vorgesehen. Dennoch besteht auch aktuell grundsätzlich die Möglichkeit, moderne E-Autos ohne Wallbox oder Ladestation an einer normalen Haushaltssteckdose zu laden. Für diesen Zweck gibt es meist im Zubehör für die Fahrzeuge Ladekabeln der Fahrzeughersteller, die über eine sogenannte In-Kabel-Kontrollbox (ICCB) verfügen, bei der es sich um ein fest integriertes Gerät zur Ladesteuerung an Haushaltssteckdosen handelt. Das Gerät übernimmt unter anderem eine Sicherheitsfunktion beim Laden, um Haushaltssteckdosen nicht zu überlasten.
Das Problem hierbei ist: Normale Steckdosen sind nicht für Dauerströme von mehr als 10 Ampere ausgelegt. Fließt mehr Strom durch die Leitungen, können diese und die Kontakte in der Steckdose überhitzen, was im schlimmsten Fall zu einem Kabelbrand führen kann. Die In-Kabel-Kontrollbox sorgt entsprechend für eine Drosselung des Ladestroms, was allerdings auch deutlich längere Ladezeiten mit sich bringt. Bei 230 Volt und einer Drosselung auf 10 Ampere wird eine Ladeleistung von maximal 2,3 kW abgerufen. Über eine Wandladestation sind hingegen 3,7, 7,4 oder 11 kW möglich. Mit dieser Leistung lassen sich selbst größere Traktionsbatterien in der Regel innerhalb einiger weniger Stunden und somit meist problemlos über Nacht vollständig laden. Bei einem großen Akku, wie etwa dem des VW ID.3 mit 77 kWh, würde sich das Laden über die 230-Volt-Steckdose hingegen über 30 Stunden hinziehen. Deshalb bezeichnen einige Hersteller die Lademöglichkeit per ICCB auch als Notladung.
Es gibt allerdings auch E-Autos mit vergleichsweise kleiner Batterie, die sich mit 2,3 kW in überschaubaren Zeiträumen aufladen lassen. Beim Fiat 500 mit 24-kWh-Batterie oder dem Smart Forfour 17,6-kWh-Akku ist ein Aufladen mit entsprechendem ICCB-Ladekabel und einfachem Haushaltsstrom in 6 bis 8 Stunden möglich.
Ein grundsätzlicher Nachteil beim Laden über die Steckdose sind allerdings höhere Ladeverluste im Vergleich zu einer Wallbox. Je nach Ladesituation können diese durchaus ins Gewicht fallen und bis zu 20 Prozent ausmachen.
Wer dennoch mit 230 Volt laden will, sollte dies an einer fest in der Wand installierten und eigens abgesicherten Steckdose tun. Zudem empfiehlt sich eine Prüfung und gegebenenfalls Ertüchtigung durch einen Elektriker. Wer häufiger über eine Haushaltssteckdose lädt, sollte diesen Vorgang regelmäßig beobachten, da immer auch die Gefahr einer Überhitzung besteht. Sollte es im schlimmsten Fall durch das Laden an einer Steckdose zu einem Kabelbrand kommen, sind die Schäden nicht automatisch vom Gebäudeversicherer abgedeckt. Deshalb sollte die Versicherung entsprechend informiert und gegebenenfalls der Versicherungsvertrag ergänzt werden.