Ein Pkw, der die an raue Nutzfahrzeuge gewohnten Mitarbeiter bei Tohoku Electric begeisterte, aber auch Familien gefiel. So ließ Subaru eine ganze Phalanx an Leone-Typen los, die aus dem Kleinwagenspezialisten der 1960er Jahre einen global agierenden Trendsetter für Allradler machten. Ob Legacy-Limousine, Crossover-Kombi Outback oder Forester als SUV-Vorreiter, Subaru brachte als erster 4×4-Pkw in Millionenauflage. Klar, dass dies heute auch mit Stromern klappen soll.
Dabei darf sportiver Spaß nie fehlen, wie Subaru ab Mitte der 1990er mit dem viele Jahre auf Rallye-WM-Titel abonnierten Impreza WRX STI zeigte und aktuell durch den zukunftsweisenden Stromer STI E-RA Concept demonstriert. Mit an jedem Rad 200 kW/272 PS freisetzenden Elektromotoren bietet dieses Geschoss die Voraussetzungen für ein Feuerwerk von Bestzeiten am Nürburgring, eine adrenalinhaltige und zugleich emissionsfreie Art, den 50. Allrad-Geburtstag von Subaru zu feiern. Allerdings dürfen Allrad-Hochleistungsathleten bei Subaru seit jeher nur Emotionen freisetzen, wenn anschließend die Kassenglocken klingeln. So beschleunigten die Subaru-STI-Rallye-Champions in den 1990ern nachhaltig den Absatz der brav motorisierten und bieder designten Impreza-Straßenversion. Auch die hierzulande fast vergessene Baureihe Legacy verdankt ihre 1989 gezündete Shootingstar-Karriere als bis heute global meistverkauftes 4×4-Pkw-Modell spektakulären Rekordfahrten und Rallyeauftritten.
Diese Verquickung von pulsbeschleunigender Sensation und funktionierendem Geschäftsmodell gelang zuvor weder 1903 dem niederländischen 4×4-Pionier und Sportwagenbauer Spyker noch 1966 der englischen Edelmarke Jensen mit dem visionären Allrad-Gran-Turismo FF. Beide 4WD-Frühstarter scheiterten. Ganz anders agierte die 1980 unter der Führung von Ferdinand Piech zu technischer Bestform auflaufende VW-Tochter Audi. Beim Sportcoupé quattro zeigten die Ingolstädter, welche positive Wirkung Rallyeflair auf den Verkaufserfolg eines Allradproduktes haben kann. Dennoch: Die Popularität der bis heute in mehr als 20 Millionen Einheiten verkauften 4×4-Palette von Subaru konnte am Ende nicht einmal das Audi-quattro-Programm toppen.
Der Weg zum Millionseller war allerdings auch für Subaru nicht leicht. Nach den Anfangserfolgen des Leone in Japan und in den USA gelang Subaru in Europa nur ein holpriger Start. Los ging es Mitte der 1970er in den Benelux-Ländern, die damals für alle asiatischen Hersteller als Testmärkte fungierten. Aber der Mix aus fernöstlichem Design, Boxermotoren und manuell zuschaltbarem Allradantrieb wollte erst 1979 im zweiten Anlauf bei Schweizer Bergbewohnern und Jägern verfangen. Auch in Deutschland waren ab 1980 zunächst vor allem Förster und Landwirte an den inzwischen in zweiter Generation verkauften Leone interessiert. Vielleicht lag es auch daran, dass attraktive 4×4-Avantgardisten wie Subaru-Coupés und der Lifestyle-Pick-up Brat (diesen nutzte sogar US-Präsident Ronald Reagan auf seiner Ranch) in Europa nicht angeboten wurden. Als jedoch hierzulande der Geländewagen-Hype um frühe 4×4-Offroader von Suzuki, Nissan oder Toyota Mitte der 1980er seinen Höhepunkt erreichte und Audi mit den quattro-Modellen Avantgarde verkörperte, profitierte endlich auch Subaru von der Allradbewegung.
Mit dem agilen Kleinwagen Justy, dem kuriosen Hochdach-Van Libero – sechs Plätze auf 3,42 Meter Kürze – und dem futuristischen Klappscheinwerfer-Coupé XT setzten die Japaner Ausrufezeichen. Speziell der XT mit Cockpit im Jetfighterstil, neuem permanentem Allradantrieb und leistungsstarkem Boxer leuchtete als Stern am Sportwagenhimmel, passend zum Subaru-Logo der Plejaden.
Besonderes Temperament zeichnete fortan viele Subaru-Typen aus. Waren es zuerst starke Turbovarianten der L-Serie, folgte 1991 das durch Giorgetto Giugiaro inspirierte extravagante Gran-Turismo-Coupé SVX mit 169 kW/230 PS starkem 3,3-Liter-Sechszylinder-Boxer. Weiter ging es mit bis 221 kW/300 PS leistenden Impreza WRX STI und heißblütigen Legacy-Kombis mit bis zu 206 kW/280 PS freisetzenden Twin-Turbo-Sechszylinder-Boxern: Mit 270,532 km/h, registriert bei einer Rekordfahrt, sicherte sich der Legacy 1998 den Rang des schnellsten Serienkombis der Welt. Auf das US-Credo „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Hubraum“ vertraute der 2005 lancierte Crossover Subaru B9 Tribeca, benannt nach einem New-Yorker-Trendsetter-Stadtteil. Allerdings blieb er ein wenig erfolgreicher Solitär, ebenso wie sein auf 3,6 Liter gewachsener Sechszylinder-Boxer.
Stattdessen erlebt Subaru seit 1995 mit dem Outback, welche Höhenflüge komfortable Crossover-Kombis mit Offroadqualitäten entfalten können. Tatsächlich inspirierte der Outback anfangs sogar die skandinavischen Premiumplayer Volvo und Saab zu Crossover-Modellen, wobei Saab die Expertise von Subaru zu Badge-Engineering-Modellen wie dem 9-2 X nutzte. Noch größeren Erfolg verzeichnet seit 1997 der Subaru Forester. Allrad-Kombi und Geländewagen, Arbeitsgerät und Familienfreund: Mit diesen vielseitigen Qualitäten brachte der Forester das damals noch junge SUV-Segment in Schwung, und bei Subaru ist er die Marken-Ikone schlechthin.
Während die Allradtechnik bei Subaru immer ausgefeilter wurde – so gibt es schon seit 2014 das elektronische X-Mode-System für Bremseingriffe und Motormanagement – blieben Vollhybride lange außereuropäischen Märkten vorbehalten. Erst der 2019 präsentierte, sogenannte e-Boxer in den Modellen Impreza, XV und Forester leitete eine Elektrifizierung des Antriebsstranges ein, das Flaggschiff Outback profitierte davon jedoch nicht. Stattdessen startet 2022 auch in Europa der batterieelektrische Allrad-Crossover Solterra, den Subaru gemeinsam mit Toyota entwickelte. Für Subaru ein Leuchtturmprojekt, damit die Allradmarke auch in Zukunft glänzt.
Fotos: Subaru