Eine gewisse Verbissenheit in sportlichen Dingen war dem neunmaligen Rallyeweltmeister und Mitglied der französischen National-Turnerriege stets immanent. Das bewies er dann auch im Cross-Country-Motorsport, wo er bei seinen Dakar-Einsätzen in Südamerika bereits 14. Tagessiege (mit dem Peugeot 2008/3008 DKR) verbuchen konnte. Nun hat Sébastien Loeb mit seinem 15. Dakar- Etappensieg mit seinen Landsleuten Jean- Louis Schlesser und Bruno Saby gleichgezogen. Und somit auch seinem aktuellen Team, BRX Prodrive, den ersten Tagessieg hier beschert. Das war kein Zweikampf auf „Augenhöhe“ mit dem derzeitigen Superman der Dakar, Nasser Al-Attiyah, das war schon eine Art von Bestrafung, wie sie selten zu sehen ist. Am Ende der Etappe hatte Sébastien Loeb seinem Kontrahenten 3:30 Minuten Rückstand aufgedrückt. Entfesselt, fehlerfrei in Stil und Navigation stürmten Loeb und Co Lurquin durch Sand und Dünen. Da Al-Attiyah aber seit dem ersten Tag ordentliche 12 Minuten Zeitvorsprung hatte, bleibt er auch noch vorne, obgleich er an diesem Tag einen „Platten“ zu verbuchen hatte. Mal sehen, wie lange Loeb diese Demonstration der Stärke durchhält. Peterhansel, zu Beginn einer der großen Favoriten, war wegen eines heckseitig aufgewirbelten und im Fahrwerk verklemmten Gesteinbrockens in der 1b-Prüfung heftig gestrandet, inklusive aller folgenden nur möglichen Strafen, die sich unter dem Strich auf 23:35 Stunden (!!) addierten. Ein Audi-Race-Truck der T5-Kategorie musste ihm helfen. Damit ist er eigentlich raus aus dem Rennen, aber das Sportgesetz erlaubt ihm, weiterzufahren. Ja sogar (theoretisch) zu gewinnen. Wenn alle vor ihm ausfallen. Sainz und Peterhansel mit hohen Zeitverlusten also, trieben ihre Exemplare des Audi-RS Q e-tron dann mit Verve durch die schöne sandige Region, wollten aber das enorm hohe Tempo ganz vorne nicht mitgehen. Belegten die Ränge 4 und 5, beruhigten damit sich und das Ingolstädter Team. Und zeigten auch das wahre Potenzial des e-tron. Schon auf Rang 6 erschien der nimmermüde Nani Roma, der das identische Fahrzeug pilotiert wie der Tagessieger, einen BRX Prodrive Hunter. Auch der dritte Audi-Pilot fiel angenehm auf: Stefan Ekström zirkelte seinen e-tron auf einen beachtlichen 9. Platz, nur 13:30 Minuten hinter dem Tagessieger. Die X-raid-Teams hatten einen weniger glücklichen Tag. Die beiden MINI Buggy mit Halpern und Przygonski kamen auf 15 und 16 ins Tagesziel-Biwak, finden sich aber beide unter den Top Ten im Gesamtklassement.
Etappe 3 war als eine Art Rundkurs um den Ort Al Qaisumah konzipiert, was eine zweite Nacht im selben Biwak bedeutet. Nach dem Start, den Loeb als letzter Tagessieger eröffnete, ging es ganz schnell zur Sache. Attacke hieß es unter den ersten 20 Teilnehmern. Chancen zur Verbesserung im Klassement gab es zuhauf. Fast im Sekunden-, mindestens aber im Minutentakt wechselten die Positionen im vorderen Klassement. Und die Hybrid-Audis kamen. Sainz machte seine Sache am besten und bescherte dem Team neben seinem 40. (!) Dakar-Tagessieg auch den ersten Tagessieg eines E- Fahrzeugs! Er duellierte sich überwiegend mit dem südafrikanischen Cross-Country -Meister Henk Lattegan, der einen der 3 offiziellen Werks-Toyotas (Gazoo) pilotiert. Ganz starke Leistung von ihm. Loeb hatte mehrfach Pech und Probleme, der Heckantrieb fiel aus. Al-Attiyah fing sich einen platten Pneu ein, verlor ebenfalls Zeit, aber der alte Fuchs bewies, nur die Leute ziehen zu lassen, die ihm im Grunde kaum gefährlich werden können. Der starke Audi-Auftritt wurde ergänzt durch den famosen 3. Platz von Peterhansel und den 5. Platz vom Jungspund Ekström, der sich so langsam aber sicher auf Fahrzeug und Strecke „einschießt“. Das stärkste Mannschaftsergebnis für die Ingolstädter mit einer deutlichen Ansage für die nächsten 10 Tage! Nani Roma (BRX) auf der 4, hielt diesmal die Fahnen für BRX hoch und auch Teamkollege Terranova auf Platz 10 hält wacker mit.
Fotos: Audi, BTX, Toyota