Dort, wo sich im nördlichen Drittel der Arabischen Halbinsel die große Transversale des alten und neuen Pilgerwegs vom irakischen Bagdad ins saudi-arabische Medina erstreckt und der Hauptweg zur Hauptstadt Riad abzweigt, liegt die alte Oasenstadt Ha’il. Ein veritabler klassischer Handelsort mit viel Leben und Aktivität. Stadtplaner und weltweit berühmte Architekten werden in den nächsten Jahrzehnten diese Stadt zur modernsten und ökologisch einzigartigen Metropole ausbauen, sogar ohne Individualverkehr. Ha’il also, schon 2020 und 2021 Etappenort der Dakar, wurde von der ausführenden ASO (Amaury Sport Organisation) und den örtlichen Ministerien zum Startort der Dakar-Rallye 2022 geadelt. Die ab Mitte Dezember 2021 im französischen Marseille verschifften Teilnehmer- und Servicefahrzeuge landen in der saudischen Hafenstadt Djiddah am Roten Meer, das wird zwischen dem 26. und 28. Dezember sein. Hier holen die Teams ihre Fahrzeuge ab und überführen sie auf dem asphaltierten Landweg ins Landesinnere, nach Ha’il. Nach einem Scruteneering, bei dem alle Teilnehmer registriert und die Fahrzeuge technisch abgenommen werden, startet am 1. Januar 2022 ein Prolog über wenige Kilometer, der über die Startreihenfolge der einzelnen Teilnehmer und ihrer Klassen am nächsten Tag entscheidet. Der eigentliche Wettbewerb startet dann am 2. Januar.
Während die 2021er Dakar überwiegend im nördlichen Teil von Saudi Arabien stattfand, haben die verantwortlichen Organisatoren die Route der nächsten Wüstenhatz mit spürbar mehr südlichem Trend geplant, bis hinab ins „Empty Quarter“. Sichtbar anders auch die Untergründe der Prüfungen und Verbindungsetappen: Statt Felsbrocken und messerscharfem Steingranulat gibt es nun viel, viel Sand, auch Tiefsand nebst zahlreichen Dünen. Während 2020 und 2021 doch viele „Vollgas-Strecken“ das Tagespensum prägten, wird das 2022 mehr eingebremst, zum einen, um die Unfallgefahren zu mindern, zum anderen, um den Materialverschleiß, vor allem bei Reifen, zu reduzieren. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, weniger Ersatzteile in den Service-Fahrzeugen mitschleppen zu müssen.
Die Dakar 2022 wird mit Sicherheit auch wieder eine Auseinandersetzung der Technik-Systeme werden: 4×4 gegen 4×2, Diesel gegen Benziner, PKW gegen Pickup und Buggy. Obgleich die Teams noch keine Fahrer benannt haben, dürfte mit Favoriten wie Carlos Sainz, Stéphane Peterhansel (Sieger 2021 MINI Buggy), Nasser Al-Attiyah und Giniel de Villiers zu rechnen sein – um nur einige zu nennen.
Fotos: BRX, Toyota Gazoo, X-raid