Die Vorgaben waren nach dem Zweiiten Weltkrieg im Prinzip für alle Hersteller gleich: Mindestens ein bis zwei Einstiege sollten es sein und mindestens zwei Personen sollten Platz im Gefährt finden. Und alles zu schmerzfreien Preisen. Geeignet also für Arbeiter, Angestellte ohne Lohnfortzahlung im Urlaub, Medienarbeiter und Stallknechte.
Getreu dem göttlichen römischen Vorbild entwickelte die Motorradfabrik Zündapp in Nürnberg den „Janus“. Eine Fronttür und eine zweite am Heck dienten dem recht komfortablen Einstieg. Etwas gewöhnungsbedürftig war für die Passagiere hinten die Sitzanordnung: Sie fuhren, quasi Rücken an Rücken zu den Frontmitfahrern, mit Blick nach hinten. Von diesem Janus-Modell wurden immerhin knapp 7000 Exemplare gebaut. Da die hinteren Passagiere aber unbedingt auch nach vorne sehen wollten, kamen findige Tüftler auf die Idee, ihnen entsprechende Außenspiegel mit Blick nach vorne zu installieren. Serienmäßig war dies nicht zu ordern. Aber immerhin ein technisch brillanter Schachzug für die Hinterbänkler.
Ein aus der Motorradfamilie abgeleiteter Zweitaktmotor strapazierte jedoch die Gehörorgane der Insassen recht nachhaltig.Anlässlich der Beschleunigungsmessungen verfehlte der Janus nur knapp den damals bestehenden Rekord für Radfahrzeuge. Mit 40 Sekunden von Null auf 80 km/h war er nur zwei Sekunden langsamer als 100 Jahre vorher eine schienengebundene Dampflok. Die 250 Kubikzentimeter des knatternden Zweitakters zeigten sich jedoch durchweg als für Langstrecken tauglich und haltbar. Beim Bremstest erwiesen sich die Trommelbremsen als hoch belastbar. Die nur 14 PS animierten tolldreiste Piloten zu oftmals waghalsigen Fahrmanövern bei höherer Geschwindigkeit. Das zeitigte allerdings auch für den Fahrer nachhaltige Erscheinungen: Er hatte danach quasi beide Hände voller Schräglaufwinkel. In der täglichen Praxis erwies sich der Janus als Freudenbringer: die Insassen erzählten übereinstimmend, das Fahrzeug sei 120 Prozent besser als es sich seine technischen Väter hätten vorstellen können…