Antwort von Johannes Kautenburger, KÜS: Wintercamping liegt nicht nur aufgrund der aktuellen Corona-Lage im Trend. Immer mehr Menschen sind auch im Winter mit ihren Wohnmobilen unterwegs. Im Prinzip ist jedes Wohnmobil kältetauglich, allerdings sollte man einige Vorbereitungen treffen. Vollintegrierte Fahrzeuge bieten aufgrund ihrer Bauweise mit Sandwich-Wänden und oft auch mit doppelten Böden einen guten Schutz gegen das Eindringen von Kälte. Die großen Glasflächen bei teilintegrierten Modellen und Kastenwagen sorgen dagegen für hohe Wärmeverluste. Für diese Camper gibt es jedoch Thermohauben und -matten, die die Isolierung verbessern. Es gibt auch Wohnmobile, die schon bei der Herstellung auf Wintercamping ausgelegt sind. Sie werden als „winterfest“ bezeichnet und erfüllen die DIN-Norm EN 1646-1. Hier wird getestet, dass der Innenraum eines Wohnmobils sich bei einer Außentemperatur von minus 15 Grad innerhalb von zwei Stunden auf mindestens 20 Grad aufheizen lässt.
Die Bezeichnung „wintertauglich“ bedeutet jedoch nur, dass Außentemperaturen von Null Grad zugrunde gelegt werden. Hier wird auch die Wasseranlage nicht überprüft. Winterfeste Wohnmobile haben etwa isolierte und beheizte Frisch- sowie Abwassertanks. Ist nur der Frisch-, nicht aber der Grauwassertank beheizt, empfiehlt es sich, am Übernachtungsplatz den Ablasshahn offen zu lassen und einen Eimer darunter zu stellen, oder alternativ bei geschlossenem Ablauf etwas Frostschutzmittel über den Abfluss des Spülbeckens in den Tank fließen zu lassen. So verhindert man das Zufrieren.
Zum Wintercamping gehört in jedem Fall eine der Jahreszeit entsprechende technische Ausstattung. Vor Fahrtantritt sollte die Heizungs- und Gasanlage einem Zustandscheck unterzogen werden. Neben der Dichtigkeit werden dabei außerdem Funktion und Füllstand der Gasflaschen geprüft. Man muss auch bedenken, dass je nach Größe des Wohnmobils die Gasflasche schnell leer ist. Die Mitnahme einer Ersatzflasche ist ratsam. Ein Regler mit Umschaltautomatik schaltet automatisch von der leeren auf die volle Flasche um, so dass man nachts nicht bei eisiger Kälte die Gasflasche austauschen muss. Sinnvoll ist auch ein sogenanntes „Eis-Ex“, eine Regler-Beheizung, die ein Vereisen des Gasreglers verhindert, so dass das Gas stets ungehindert strömen kann. Komfortabler sind Heizungsmodelle, die es auch in Verbindung mit elektrischem Betrieb gibt. So kann die Heizung am Standplatz über ein 230-Volt-Netz arbeiten.
Nicht vergessen darf man das Aufziehen von Winterreifen. Dass diese in einem guten Zustand sein sollten, versteht sich von selbst. Sie sollten zudem hinsichtlich des Lastenindex sowie der Größe den Vorgaben des Wohnmobilherstellers entsprechen. Wohnmobile benötigen aufgrund ihres hohen Gewichts und ihrer speziellen Lastenverteilung Reifen mit einer hohen Tragfähigkeit. Außerdem müssen sie in Deutschland eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter aufweisen. Soll es jedoch ins Ausland gehen, gelten oft strengere Anforderungen an die Mindestprofiltiefe. Passende Schneeketten gehören bei einem Trip in Regionen mit höherer Schneefallrate ebenfalls zur Ausrüstung. Im Idealfall hat man im Vorfeld schon geübt, wie sie aufgezogen werden. Auch Starthilfekabel sowie Abschleppseil sind sinnvolle Ergänzungen.
Wurde ein Wohnmobil, das in aller Regel einen Dieselmotor hat, längere Zeit nicht bewegt, gilt es sicherzustellen, dass sich möglichst viel Winterdiesel im Tank befindet. Der am wenigsten kälteempfindliche Dieseltreibstoff steht ab Mitte November an den Zapfsäulen zur Verfügung. Ist man mit „Sommerdiesel“ bei Minusgraden unterwegs, kann das zu Problemen mit dem Kraftstofffilter führen.
Ein Vorzelt dient gut als Kältepuffer sowie als Abstellort für schmutzige Schuhe und feuchte Wäsche. Hier muss man beachten, dass der Aufbau bei eisigen Temperaturen nicht so geschmeidig vonstattengeht wie sonst. Man sollte daher genügend Zeit einplanen, so dass man rechtzeitig vor dem Einbrechen der Dunkelheit fertig ist. Genügend und ausreichend lange Heringe sind hilfreich, die Stoffkonstruktion zu sichern.
Auf dem Campingplatz zählt die tägliche Kontrolle der Lüftungsöffnungen zu den Pflichtaufgaben. Sie müssen immer frei sein, damit die Luftzirkulation gewährleistet ist und Feuchtigkeit aus dem Innenraum entweichen kann. Schneit es kräftig, müssen Dach und Vorzelt regelmäßig vom Schnee befreit werden. Besen, Handfeger, Eiskratzer und eine Grundausstattung mit Werkzeugen gehören beim Wintercamping mit an Bord.“