Baja Poland: Favoritenprobleme und ein verdienter Sieger

Die "Baja Poland" zählt zu den beliebten Veranstaltungen des FIA-Weltcups für "Baja"-Wettbewerbe, also die Wochenend-Events. Heuer ging sie vom 4. bis zum 6. September.

Sie gilt als kompakt mit sehr variantenreicher Streckenführung, die lange Highspeed-Passagen ebenso offeriert, wie kurze, knackige und winkelige Ecken, alles im munteren Wechsel. Wald und Flur, Sand und Lehm, planes Gelände und tiefe Furchen und Löcher gehören zum Menü.

Von den Fahrern wird sie stets hoch gelobt. 870 Kilometer Gesamtlänge, verteilt auf einen Prolog am Freitag, den schweren Samstag und den finalen Sonntag. Das Team von Toyota Gazoo nahm den langen Weg in Kauf, um wieder erste Erfahrungen zu sammeln. Nasser Al-Attiyah war dabei und auch Bernhard ten Brinke, der diesmal wieder für das Team Overdrive aus Belgien an den Start ging. Der vielfache Dakarsieger Stéphane Peterhansel nebst neuem Copilot Edouard Boulanger wurde von Sven Quandt, dem CEO des X-raid-Teams gemeldet, ebenso wie der mehrfache Baja-Poland-Gewinner Krysztof Holowczic. Peterhansel wurde ein betagteres Auto gegeben, an dem die diversen Evolutionsstufen der letzten Jahre fehlten. Diesel gegen Benziner, Pickups gegen Limousinen … das traditionelle Lied. Auch Jakub „Kuba“ Przygoński war dabei, 2019 noch Sieger auf einem „Rallye-MINI“. Er kreuzte mit einem Toyota Hilux auf und ging erstmals „fremd“.

Rallye-Zentrum war Stettin, dann ging es in das militärische Übungsgelände von Drawsko Pomorskie, dessen Zustand sich innerhalb kürzester Zeit in eine Matsch- und Moorlandschaft verwandelte: Dauerregen hatte dafür gesorgt. Und so begannen die Probleme, vor allem unter den Favoriten. Sauberes Fahren musste „Kraftbolzen“ und „Wühlen“ weichen, Kontrolle des Fahrzeugs war kaum möglich. Motto: Rette sich, wer kann … in den nächsten Kilometer. Die Toyotas litten unter beschlagsblinden Frontscheiben, Martin Prokops urgewaltiger Pickup (Ford Ranger Raptor EVO) genehmigte sich einen kräftigen Schluck Wasser im Motor, den der überhaupt nicht goutierte und seinen Betrieb vorübergehend einstellte.

Zweimal 172 Kilometer mussten an diesem Höllentag absolviert werden. „Holec“ Holowczyc hatte das Zepter übernommen, kurz darauf hieß es bei ihm „system down“, der MINI hatte zuviel Wasser in die Lichtmaschine bekommen. „Holec“ fiel zurück und belegte dennoch im Finale noch Platz sieben. Al-Attiyahs Hilux strandete, weil Matsch und Dreck die Luftfilter verstopften, Przygoński verlor ein ganzes Rad, was ihm eine Minus-Bilanz von 40 Minuten für die Reparatur bescherte und ihn auf Platz 5 verwies. Von alledem unabhängig zog Peterhansel mit dem Alt-MINI seine Bahnen und fand sich nach dem zweiten Tag an der Spitze, mit 12 Minuten Vorsprung auf ten Brinke.

Doch die ganz große Überraschung kam am Sonntag: Das polnische Ehepaar Michał Małuszyński und Julita Małuszyńska, die als Duo einen „Rallye-MINI“ in eigener Lizenz pilotierten, drangen immer weiter vor, bis sie schließlich und sehr verdient mit Platz 3 auf dem Treppchen landeten. Bernhard ten Brinke also auf dem zweiten Platz, Aron Domzala, versierter internationaler Teilnehmer in der Autowertung, brachte wieder ein Can-Am Quad (Maverick X 3) mit und „verseifte“ zahlreiche 4×4-Piloten mit seinem 4. Gesamtplatz. Martin Prokop brachte den Raptor wieder zurück und bekam Rang 8.

Fotos: Foundation Baja Poland, Polski Związek Motorowy/PZM (Polnischer Motorsportverband), X-raid

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