Nürburgring: Neue Chance für eine „alte“ Strecke

2013 drehte die Formel 1 zum letzten Mal ihre Runden auf der Grandprix-Strecke des Nürburgrings. Inzwischen ist Deutschland Formel-1-Nirwana. Nicht nur in der Eifel, sondern auch im Badischen, auf dem Hockenheimring, ist die vielzitierte Königsklasse des Motorsports mittlerweile ad acta gelegt. Wann immer der Nürburgring seitdem auf seiner jährlichen Pressekonferenz („Media Launch“) vor dem Beginn der neuen Saison die Journalisten an den Rand der „Grünen Hölle“ eingeladen hatte, um sein Programm für die neue Saison vorzustellen, stand deshalb die Frage nach einer (möglichen) Rückkehr des ehemaligen „Zirkus Ecclestone“ im Raum.

Beim „Media Launch 2020“ nahmen das Dauerthema Formel 1 weder Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort noch die Journalisten auf. Die Formel 1, so hat es den Anschein, ist am Rand der „Grünen Hölle“ sieben Jahre nach ihrem wohl letzten Rennen inzwischen dort kein Thema mehr. Stattdessen mutiert der „Ring“ inzwischen immer mehr zur Multifunktions-Location und ist auch wirtschaftlich auf dem Weg der Gesundung. Jahrelang stand die Rennstrecke als Symbol für Misswirtschaft und Steuerverschwendung in den Schlagzeilen. Unter der neuen Führung hat der vielgepriesene „Mythos Nürburgring“ wohl eine echte Chance für die Zukunft.

Die Rennstrecke sei von Mitte März bis Mitte November zu 100 Prozent ausgelastet, erklärte Markfort nicht ohne Stolz. Zudem könne man mit Rallyecross eine neue attraktive Motorsportserie mit FIA-WM-Prädikat und eine dazu gehörende Event-Arena vorweisen. Auch die Shops auf einst seelenlosem „Friedhof“ (Boulevard) seien mit multifunktionalem Unterhaltungsangebot ausverkauft. Veranstaltungen mit Eventcharakter für Firmen, Familien und Privatpersonen seien, so Markfort, wohl der richtige Weg des Unternehmens. „Wir haben 400 Events in diesem Jahr in den Lounges und am Ringwerk und sind noch lange nicht am Ende. Dazu kommen Rad- und Ausdauersport, „Rock am Ring“, und eine Darts-Gala mit den Weltbesten dieses Sports.“ Der Nürburgring-Chef ist in der Müllenbachschleife bei der Vorstellung des neuen Programms fünf Jahre nach Amtsantritt bester Laune. „Die Bilanz 2019 weist Zuwächse der Besucherzahlen in allen Bereichen aus.“ In Zukunft wolle man den Fokus mehr auf die Weiterentwicklung der Firmenkunden-Veranstaltungen legen.

Den erstmaligen Auftritt der FIA World Rallyecross Championship an den ersten beiden Augusttagen 2020 sieht Geschäftsführer Markfort als Format, das „mit kurzen knackigen Rennen, unmittelbarer Nähe zu den Fans sowie permanenter Action junge Leute anzieht.“ In nur drei Monaten wurde in der Müllenbachschleife eine WM-Strecke mit Kies- und Asphalt-Untergrund aus dem Boden gestampft. Die Tribünen bieten Platz für maximal 30.000 Zuschauer und versprechen, so Lokalmatador Timo Scheider in einer Video-Botschaft, „richtig geile Rennen.“ 600 PS unter der Haube, in 1,9 Sekunden von Null auf 100. Mehr „Schmackes“ als die Dienstfahrzeuge der Herren Hamilton, Vettel und Co. Das verspricht am ersten August-Wochenende eine „volle Hütte.“ Die Strecke wurde offiziell vorgestellt von Paul Bellamy (Senior Vice President of Motorsports, IMG Events) und Mirco Markfort (Geschäftsführer, Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG).

Doch nicht nur die diversen Motorsport-Rennserien sollen die Menschen 2020 (wieder) an den Ring ziehen. Neben dem Konzert-Dino ziehen „Rad am Ring“, der „Strongman-Run“ und zum ersten Mal eine Darts-Gala die Menschen in die Eifel. An den ersten beiden Septembertagen soll der Nürburgring zum „Eifel-Ally Pally“, dem Mekka der weltbesten Pfeilwerfer, werden. Einige wenige Karten gibt es noch für den Auftritt von Phil „The Power“ Taylor und Co.

Markfort, der von Umsätzen „in dreistelliger Millionenhöhe“ spricht, sieht sich als „Teil eines tollen Teams, dem der Ring mit allem, was dazu gehört, am Herzen liegt.“

Fotos: Braun, Nürburgring

Nach oben scrollen