Dakar 2020: Jäger und Gejagte an der Spitze

Etappe 9 führte nach Haradh. Die anfangs steinige, kurvenreiche Prüfung, die auch präzise Navigation einforderte, erzeugte bei einigen Teilnehmern sorgenvolle Gesichter.

Danach weitete sich die Landschaft mehr und führte in schnelle, teils sehr schnelle Passagen. Es war zu erwarten, dass Al-Attiyah eine Attacke gegen Sainz anzettelt, um näher zu kommen. Das ist gelungen, wie die Zeitnahmen beweisen: Der Katari liegt nur noch 24 Sekunden hinter dem schnellen Spanier auf dem MINI-Buggy zurück. Sainz fuhr taktisch reichlich lange mit einem schleichenden „Plattfuß“ und wechselte erst das Rad, als auch anderes Terrain anstand. Das macht eben einen wahren Meister aus.

Auch Peterhansel auf dem zweiten MINI-Buggy machte richtig „Dampf“, nahm Al-Attiyah einiges ab und durfte sich als Tagessieger feiern lassen. Terranova (MINI JCW, 311) behielt seinen guten Rang 5, Seaidan lotste seinen JCW-MINI noch aufs Treppchen. Der dritte Platz an dem Tag war sein bislang bestes Ergebnis. Und Alonso, auf dem Weg durch ein langes Tal der Tränen, durchmaß das Ziel diesmal als guter Zehnter. Serradori musste hingegen zurückstecken: Sein von Mark Corbett in Johannesburg aufgebauter Buggy SRT CR6 mit dem kraftstrotzenden Motor verlor 28 Minuten auf die Spitze und trudelte auf Platz 22 ein. Im Gesamtrahmen liegt er aber noch auf Rang 8. Knapp 60 Autos kamen „in Wertung“ an, es werden immer weniger. Die folgende Nacht wurde in einem servicelosen Biwak verbracht bei noch 886 Kilometern für die 10. Etappe.

Die Hauptaufgabe lag darin, Tempo und Sicherheit optimal zu managen, da ja nach Ende der Prüfung kein Service möglich war. Und für Alonso ging es zwar gut los beim Start, aber nach zwei Dritteln der Strecke fiel der Gazoo-Toyota mit beiden Insassen gleich zweimal um. Der Überschlag kostete Zeit, die Alonso tags zuvor wettgemacht hatte, allerdings kostete das auch die komplette Frontscheibe inklusive 60 Minuten Zeit. Sainz ließ sich auf seinem MINI-Buggy durch nichts irritieren und durfte am Ende diese Nachricht genossen haben: Sein hautnaher Verfolger Al-Attiyah hatte sich so gründlich verfahren, dass er sich gute 17 Minus-Minuten einfing. Davon sollte eigentlich Peterhansel auf dem zweiten X-raid-Buggy profitieren, was nicht ganz perfekt gelang, da auch er mit 11:48 Minuten Zeitverlust eintraf.

Der eigentliche „Star des Tages“ war diesmal Jakub Przygonski mit nur vier Minuten Abstand auf Sainz auf dem zweiten Rang. Eine blitzsaubere Leistung des jungen Teams auf dem blauen Orlen-MINI. Nach der vorletzten Etappe kam heftiger Sturm, teils in Orkanform, auf, sodass der Veranstalter die Tagesprüfung abbrach und alle Teilnehmer im gepflegten Tempo zum Biwak rollen konnten. Der Stand der Gesamtwertung blieb erhalten. Und Sainz wird wohl an den letzten beiden Tagen seinen MINI-Buggy vorsichtig, aber schnell genug ins Ziel bringen: Einen Dakar-Sieg verschenkt man nicht.

Fotos: Toyota Media Europe, X-raid Presse

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