Denn Hauptreferent Professor Dieter Köhler hatte in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Der Lungenfacharzt hatte sich an die auch medial aufsehenerregende Kampagne von mehr als 100 seiner Berufskollegen gestellt, die eine „Pro-Diesel“-Haltung eingenommen hatten und vieles, was damit in Zusammenhang stand, in Frage stellten. In der renommierten ARD-Talkrunde „Hart aber fair“ unter Moderator Frank Plasberg hatte Köhler wenige Tage zuvor seine Haltung noch einmal dargelegt.
Der Mediziner hatte sich dort unter anderem einen verbalen Schlagabtausch mit der Vize-Chefin der Deutschen Umwelthilfe (DUH) geliefert, die derzeit mit ihren gerichtlichen Erfolgen von sich reden macht – mit Klagen gegen die Kommunen, deren Grenzwerte als zu hoch angesehen werden. Seit vielen Monaten setzt die mittlerweile umstrittene Organisation in deutschen Großstädten Fahrverbote auf gerichtlichem Wege durch, weil die Grenzwerte an deren Messstationen überschritten werden.
Ob überhaupt, und wenn ja inwieweit, Feinstaubkonzentrationen Lungenerkrankungen hervorrufen, darüber herrscht derzeit noch keine einheitliche Auffassung. Das wurde auch bei der Veranstaltung in dem privaten Museum deutlich, zu der mehr als 100 Zuschauer den Weg gefunden hatten. Köhler, der vor seinem Medizinstudium auch Nachrichtentechnik studiert hatte, erläuterte zu Beginn: „Ich werde nicht von der Autoindustrie bezahlt und ich nehme auch für den heutigen Vortrag kein Honorar.“
Der Anstieg von Lungenerkrankungen wegen des Einatmens von Feinstaub sei ursächlich nicht nachweisbar, legte Köhler dar. Die zulässige berufliche Feinstaubbelastung liege bei zwei bis fünf Milligramm pro Kubikmeter, im Straßenverkehr betrage sie hingegen 50 Mikrogramm. So etwas sei nicht plausibel. Die Umweltbelastung durch Autos sei vor rund drei Jahrzehnten erheblich höher gewesen. Die Luft in unseren Städten habe sich in gesundheitlicher Hinsicht mehr und mehr verbessert. „Wir diskutieren über ein Problem, das überhaupt nicht mehr da ist“, behauptete der Mediziner und sagte, dass es völlig absurd sei “statistische Tote hochzurechnen“. Stickstoffdioxid sei in geringen Mengen auch eine körpereigene Substanz, die als Botenstoff fungiere.
Vor diesem Szenario warnte er davor, jetzt eine Hysterie im Umgang mit Dieselautos in Gang zu setzen. Es gehe ihm bei der Belastung unserer Umwelt nicht nur um die Menschen, die in der Stadt lebten. Auch in der Landwirtschaft sei Stickstoff ein Thema. Das betreffe dann die dort lebenden und arbeitenden Menschen. Die Stickstoff-Diskussion in der Stadt betreffe eben die Menschen in diesem Umfeld.
Den Elektroantrieb bezeichnete er als einen „Schuss nach hinten“, vor allem wegen des laut Prof. Köhler „sehr fragwürdigen Aufwandes für die Gewinnung von Kobalt und Lithium. Stattdessen müsse man für die Zukunft auf fossile Antriebe wie die Brennstoffzelle setzen.“
Text und Fotos: Jürgen C. Braun