Ein Jahr vor dem Jubiläum „120 Jahre Automobilbau bei Opel“ 2019 gibt der deutsche Autobauer einen Blick in die Zukunft des Unternehmens, das seit dem vergangenen Jahr zum französischen PSA-Konzern gehört. Der Wechsel vom US-Riesen General Motors hat dem wohl „deutschesten aller deutschen Autobauer“ neue Chancen eröffnet in Design und Antriebstechnik. Und die ersten wirtschaftlichen Signale, die die Marke mit dem Blitz sendet, erscheinen durchaus ermutigend.
Im ersten Halbjahr 2018, also bereits gut ein Jahr nach der amerikanisch-französischen Zeitenwende, habe das Rüsselsheimer Unternehmen erstmals seit 20 Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben, sagte Deutschland-Vertriebschef Jürgen Keller. Fast eine halbe Milliarde Euro habe der Gewinn betragen und die Rendite bei rund fünf Prozent gelegen.
Einen Blick darauf, wie künftige Opel-Fahrzeuge in den kommenden Jahren aussehen könnten – und nach den Willen der Entscheidungsträger wohl auch aussehen werden – gab das Haus in diesen Tagen mit der Konzeptstudie Opel GT X Experimental. Wenn es darum ging, Visionen in Holz, Glas, Kunststoff oder Metall zu gießen und formen, war Opel meist schnell dabei. Das vielleicht aufregendste Beispiel ist der 1969 vorgestellte „Opel CD“. Eine ultraflache Flunder aus einer damals scheinbar weit entrückten Welt. Ein Kunstwerk des Automobil-Designs, das sich seine puristischen Aussagen bis heute bewahrt hat.
Der jetzt vorgestellte GT X Experimental soll mit Begriffen wie „Vizor“ (ins Englische übersetzt aus dem deutschen Wort „Visier“) oder „pure Panel“, dem bis auf das Nötigste abgespeckten Cockpit, in die Serienreife einfließen. Und das möglichst bald schon Anfang der 2020er Jahre. Die Studie des elektrischen SUV eröffnet als „Blick durchs Schlüsselloch“ einen Ausblick auf das Design künftiger Modelle, in der äußeren Formgestaltung beispielsweise mit einer weichen, fließenden Karosserie ohne Türgriffe und Außenspiegel.
Der Opel-Vizor soll bei dem Experimental-Fahrzeug auf einer ausladenden breiten Front unterhalb der Motorhaube mit der bekannt prägnanten Bügelfalte durch verschiedene Elemente mit Inhalt gefüllt werden. Dazu gehören dunkles Plexiglas LED-Scheinwerfer, flügelförmige Tagfahrlichter, Kameras und Sensoren. Das bekannte Markenlogo, der Blitz, ist zentrales als LED-Element dominant. Verschiedene Farbtöne informieren dabei über den Betriebszustand des Autos.
Die Zielrichtung ist klar: Opel soll und wird elektrisch werden. Zum großen Teil jedenfalls. Im nächsten Jahr kommt bereits der E-Corsa auf den Markt. Im Werk Eisenach soll im gleichen Jahr eine Hybrid-Version des SUV Grandland X vom Band laufen. Ein Jahr später möchte man mit dem neuen Vivaro eine Batterie-elektrische Variante eines Transporters auf den Markt bringen.
Dem anhaltenden Boom nach SUV-Fahrzeugen quer durch die Segmente will man ebenfalls Rechnung tragen. So sollen 40 Prozent aller Opel 2021 SUV-Charakter haben. Doch deren Aussagekraft auf den Kunden soll eine andere sein als bisher: Mehr Coupé-Anmutung statt kantiger Geländewagen-Formen. So wirkt auch der 4,06 Meter lange GT X Experimental mit Leichtbau und elektrischem Antrieb rüber. Wie schon beim Kompaktmodell Meriva öffnen sich die beiden Portaltüren gegenläufig. Das soll zwar den Einstieg erleichtern, ist aber beim Meriva mittlerweile kein Thema mehr. B-Säule, Schalter und Knöpfe fehlen völlig. Stattdessen werden die notwendigen Informationen auf einem riesigen Bildschirm wiedergesgeben.
Bis zum Jahr 2024 will der Rüsselsheimer Autobauer eine elektrifizierte Version aller Modelle einführen. Opel ist auf einem spannenden neuen Kurs. Und das nicht nur wegen angekündigter elektrischer und elektrifizierter Modelle.
Fotos: Jürgen C. Braun, Opel