Schniefnase, Kopfschmerzen, Husten? Geht schon, meinen viele und nehmen eine Tablette. Nur wenige denken an mögliche Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit, lesen die Packungsbeilage nicht und fragen nicht ihren Arzt oder Apotheker. Sie gehen damit ein Risiko ein, denn viele Medikamente haben ungeahnte Nebenwirkungen.
„Besonders kritisch sind Medikamente, die den Blutzucker oder den Blutdruck stark absinken lassen, die Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen oder Gefühlsschwankungen oder gar Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen. Das sind Schlaf- und Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, aber auch Präparate gegen Diabetes oder auch Mittel gegen Erkältungen und Allergien“, erläutert Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR).
Noch gefährlicher wird es, wenn die Arzneimittel als Mix und mit Alkohol oder Drogen zusammen eingenommen werden. Die Wirkungen der einzelnen Präparate werden verstärkt und das Reaktionsverhalten wird deutlich eingeschränkt. Auch Aufmerksamkeit, Konzentration, Sicht und Motorik können leiden. „Medikamentencocktails können unvorhersehbare Nebenwirkungen mit sich bringen. Wenn Sie wirklich mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen, sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem Hausarzt darüber. Auch lokale Betäubungen, die Spritze beim Zahnarzt oder Impfungen können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Im Zweifel das Auto lieber stehen lassen“, rät Kellner.
Nicht nur verschreibungspflichtige Medikamente, auch freiverkäufliche Arzneimittel können zum Risikofaktor beim Fahren werden. In Deutschland sind rund 55.000 Medikamente zugelassen. Fachleute gehen davon aus, dass sich circa 2.800 dieser Präparate (fünf Prozent) negativ auf die Teilnahme am Straßenverkehr auswirken können. Insbesondere Schmerz- und Erkältungsmittel, die auch stimulierende Substanzen enthalten, zum Beispiel Koffein, führen kurzfristig zu einer subjektiv empfundenen Verbesserung der Symptome. Man fühlt sich fahrtüchtig. Allerdings kann dies auch bedeuten, dass man euphorisiert Gefahren im Straßenverkehr unterschätzt. Lässt die Wirkung des Medikamentes hingegen nach, kommt es häufig zu einer Ermüdung. Diese kann dann die Reaktionsfähigkeit deutlich verlangsamen.
Deshalb sollte laut DVR bei der nächsten Erkältung vor der Einnahme von Medikamenten lieber nachgelesen oder nachgefragt werden, bevor der Zündschlüssel gedreht wird. Die KÜS ist Mitglied im DVR und unterstützt sein Anliegen nachdrücklich.
Text und Foto: DVR