Es gibt Filme, die neugierig machen auf die Buchvorlage: Ziemlich beste Freundinnen mit Gerit Kling und Carol Schuler in den Hauptrollen ist so einer.
Zwei, die sich erst überhaupt nicht ausstehen können, raufen sich schließlich zusammen: Neu ist das Thema wahrlich nicht, aber Astrid Ruppert variiert es erstens originell, vermeidet zweitens die völlige Vorhersehbarkeit und packt drittens so einige alltägliche Wahrheiten mit ein, die einem so gar nicht schmecken und doch ausgehalten werden müssen.
Hier die erfolgreiche Ärztin, Spezialgebiet Herz, wobei man in ihrem Fall eher von der Pumpe sprechen muss, denn mit dem Herz als Ort der Empathie und allen verwandten Gefühlen hat sie's nicht so. Da die Chaotin, liebevolle Mutter dreier Kinder, aber alleinerziehend wider Willen, weil schlicht keiner der verschiedenen Kindsväter zum Familienvorstand taugt.
Zusammen bringt beide oberflächlich ein Buchungsfehler in der Rehaklinik. Die tatsächliche Gemeinsamkeit unter der Oberfläche besteht darin, dass sie medizinisch behandlungsbedürftig sind. Die permanent um Perfektion bemühte Ärztin zieht sich einen operations- und nachsorgebedürftigen Bruch zu, die unperfekte, aber trotzdem zurechtkommende Chaotin hat sich schlicht zu viel zugemutet mit diversen Jobs.
Was die eine zu wenig hat, hat die andere zu viel – hier das unterkühlt geführte Leben, das wie am Reißbrett geplant erscheint, dort der Hang zum Chaos, aus dem allerdings eine gute Portion Empathie und Lebensvernunft herauskommt. Beide lernen voneinander, das ist erfrischend und realistisch beschrieben. Einfach ist das nicht, aber wer gibt schon gerne eklatante Schwächen zu und lang gepflegte Gewohnheiten einfach so auf …
Um hundertachtzig Grad drehen die beiden Frauen sich keineswegs, das hätte dem Buch auch viel von seinem Charme genommen, weil unglaubwürdig. Wie es wird, ist es gut, jedenfalls für beide viel besser als vorher.
Astrid Ruppert: Ziemlich beste Freundinnen. Ullstein Verlag; 9,99 Euro.