Die Nachricht von seinem Tod im März 2016 hätte man für eine Falschmeldung halten können: Roger Cicero ist nur 45 Jahre alt geworden. Zum ersten Todestag erscheint die Zusammenstellung mit dem Titel Glück ist leicht, die zugleich darauf hinweist, dass er genau ein Jahrzehnt lang ein fester Bestandteil der deutschen Musikszene war.
Tja, welcher Szene? Die Frage erklärt schon, was seinen Erfolg ausmachte. Aus dem Jazz kommend, verband er später mit ihm spielend leicht Pop, Chanson und Swing. Julia Hülsmann fand im Interview mit KÜS Magazin 2006 lobende Worte für den Musikerkollegen, der mit ihr Jazz eingespielt hatte. Da war ihm mit Männersachen just der Durchbruch gelungen. Roger Cicero spielte mit Klischees, augenzwinkernd und vergnügt, dass es nie platt wirkte. Der Mann mit dem unverwechselbaren Trilby machte keinen Hehl daraus, dass hinter der hörbaren Leichtigkeit immer viel Arbeit stand. Und bisweilen eine ins Asketische reichende Lebensweise.
Frauen regier'n die Welt trug ihn 2007 zum ESC. Seinen Auftritt absolvierte er charmant und souverän, das mäßige Abschneiden bei der Punktevergabe sah er weder verbissen, noch führte es zu einem Karriereknick. Seine Interpretationen von I've Got A Crush On You und My Way sind Beispiele dafür, warum das so war. Wettbewerbsplatzierungen sind immer auch Momentaufnahmen und mit Glück verbunden, sagen nicht zwingend etwas über das Talent des Künstlers aus.
Zieh die Schuh aus, Wovon träumst du nachts – solche Klassiker dürfen natürlich nicht fehlen auf einem solchen Album. Eine Überraschung ist freilich der bisher unveröffentlichte Song Eine Nummer zu groß.
Es empfiehlt sich, statt der Standard-CD zum Doppelalbum mit zusätzlichen Live-Aufnahmen zu greifen. Studioaufnahmen oder der Mitschnitt vor Publikum – Freude macht beides. Freilich: Wenn man Titel hört wie Wenn es morgen schon zu Ende wär und Ich hätt so gerne noch Tschüss gesagt – ja, dann mischt sich die in oder andere Träne in die Leichtigkeit beim Hören.
Roger Cicero: Glück ist leicht. (RCA)
