Walter Röhrl ist 70 Jahre alt geworden. Nichts Besonderes, wird er wahrscheinlich denken. Wie immer eher bescheiden, wie der Walter so ist, wird man auch vergeblich auf ein rauschendes Fest warten. Gewürdigt werden muss dieser Ausnahmesportler aber auf jeden Fall.
Gut gelungen ist dies Autor Wilfried Müller in seinem Buch. Unter einer ausführlichen Ansammlung von Schlagwörtern, alphabetisch geordnet, lernt man die Gemütslage aber auch die außerordentlichen Fähigkeiten des Walter Röhrl kennen – ein sehr informatives und abwechslungsreiches Leseabenteuer. Da erfährt man wie das bei Lancia war und hört den Respekt vor Röhrls Lieblingsrallye Monte Carlo heraus. Sein Kontakt zu den Kollegen und seine Reibereien mit Michelle Mouton kommen zur Sprache. Walter Röhrl hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Damit sollt man umgehen können, wenn man mit ihm zu tun hat.
Ich selbst erinnere mich noch als er bei der Hunsrück-Rallye nach Stress mit der Polizei abreiste und am zweiten Tag nicht mehr antrat. Seine Kommentare damals waren deftig. Im Buch ist diese Wesensart sehr gekonnt beschrieben. Oder die Aktion beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring Anfang der Neunziger. Die Journalisten saßen im Pressezentrum und langweilten sich, denn dichter Nebel auf der Hohe Acht machte das Rennen zur Kaffeefahrt. Nur einer pflügte mit unverminderter Geschwindigkeit durch das Fahrerfeld – Walter Röhrl. Sein extremes Streckengedächtnis machte es möglich. Ich erinnere ich noch gut an das leichte Lächeln auf seinem Gesicht, als er zum Fahrerwechsel in die Boxengasse kam. Solche Geschichten und Geschichtchen sind im Buch von Wilfried Müller zu finden und machen es lesenswert.Wer Walter Röhrl mag, in Rallye-Nostalgie schwelgen will und dazu tolle Fotos ansehen will, für den ist das Buch immer eine Anschaffung wert.
Text: Hans-Georg Marmit
Wilfried Müller: Walter Röhrl -Querlenker.Eine Zeitreise in Bildern.McKlein Publishing; 49,90 Euro.