Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Das Thema in dieser Woche war nach vielen Gerüchten, Spekulationen und Halbwahrheiten, die über drei Wochen lang durch die Welt der Automobile kreisten, die endgültige Übernahme von Opel durch den französischen PSA-Konzern. Nach all den Reaktionen, die darauf folgten, scheint es so, als bedeute dieser Zusammenschluss weitaus mehr als nur das Ende von Opel bei einem amerikanischen Mutterkontern und den Neubeginn bei einer europäischen Muttergesellschaft.

Wo der Weg hinführt, welche Vorgaben die Franzosen dem deutschen Traditionsunternehmen machen werden, das können erst die nächsten Jahre zeigen und offenlegen. Dieser Megaschritt in der Auto-Industrie zeigt aber auch: Weitere Allianzen werden folgen. Der Zusammenschluss von Löwe und Blitz ist der Aufbruch in eine völlig neue Konstellation der Geschäftswelten, bedingt druch technologische Herausforderungen, wie sie die persönliche Mobilität in den vergangenen Jahrzehnten nicht erlebt hat und auch nicht meistern musste.Die Digitalisierung und Automatisierung der mobilen Welt bezeichnete BMW-Chef Harald Krüger im Lauf dieser Woche in einem Wirtschaftsmagazin als „gigantischen Sprung.“ Wie sein Unternehmen, und wohl auch adere Schwergewichte, in der Gilde der Autobauer das bewältigen wollen, ließ der oberste bayerische Autobauer im gleichen Atemzug durchblicken. Tenor: „Nur zusammen sind wir stark.“ Denn, so Krüger, nur zusammen könnten Unternehmen neue Kompetenzen schneller und günstiger aufbauen und gemeinsame Standards schaffen.“

Offensichtlich stehen wir am Beginn einer Zeitenwende im Automobilbau. Das Thema Markenbindung oder Markentreue wird zwangsläufig irgend verwässern im Lauf der Jahre. Wer sich heutzutage beispielsweise einen Fiat kauft, der hat in vielen Fällen schon einen Chrysler unter dem Hintern. Und Volkswagen, das sich zum Opel-Deal von PSA noch gar nicht geäußert hat, ist gerade auch dabei sich neu zu erfinden und für die mittel- und langfristige Zukunft zu positionieren. Ob es da beim Portfolio der im Konzern zusammen geschlossenen Marken bleiben wird, erscheint da eher zweifelhaft. Alfa Romeo beispielsweise galt den Wolfsburgern schon vor und zu Winterkorns Zeiten als schmuckes Mitbringsel aus Italien, das den Produkten des Konzerns mehr Seele und Charisma und verleihen sollte.

Wer wann in Zukunft welches Auto mit wem welches Auto wo auch immer bauen wird, das hängt nicht mehr von irgendwelchen Traditions-beladenen Insignien im Kühlergrill oder auf der Motorhaube ab. Das Zauberwort der Zukunft heißt Kooperation. Ein effizientes Miteinander unter Zuhilfenahme gemeinsamer Synergien. Wer da Anfang des vergangenen Jahrhunderts mal irgendwann eine Marke aus dem Boden gestampft hat, die im Zeitalter des Verbrennungsmotors über Jahrzehnte hinweg Spuren hinterlassen hat, wird keine Rolle mehr spielen.Für Auto-Romantiker wird nur noch da Platz sein, wo sich ein Relikt aus grauer (oder eher bunter?) Vorzeit in der eigenen Garage wiederfindet. Als Dinosaurier aus einer Epoche, in der Automobile nicht nur mit dem Triebwerk, sondern auch mit der Empathie ihres Besitzers bewegt wurden.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende,

Ihr Jürgen C. Braun

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