Daniel Wiechmann erinnert schon im Vorwort an Omas Zeiten, und tatsächlich ist sein Buch der Gegenentwurf zum häufig praktizierten kulinarischen Schnell-Schnell unserer Zeit. Im Mittelpunkt steht bei ihm der Slow Cooker, ein Gerät, dessen Namen man wörtlich mit Langsamkocher übersetzt. (Anglisten mögen mir das zugegeben ungelenke Wort verzeihen).
Suppen, Eintöpfe und Braten eignen sich besonders dafür. Das Geheimnis sind (stunden)lange Garzeiten bei niedrigen Temperaturen. Wiechmann gibt zur Handhabung viele Tipps, berät auch zu verschiedenen Geräten, die es zu kaufen gibt. Er erklärt auch, warum Anbrennen und andere Gefahren nicht gegeben sind bzw. was man im Umgang mit dem Slowcooker tunlichst lassen sollte. Nicht wegen Explosionsgefahr, sondern um das Gelingen des Gerichts nicht zu verhindern.
Wer es nicht so traditionell mag, findet Rezepte für Curries. Allen Rezepten gemeinsam ist, dass die Aromen der Zutaten sich besonders gut verbinden und wegen der niedrigen Temperaturen auch kein großer Vitaminverlust zu befürchten ist. Das Rotwein-Ragout mit Perlgraupen ist z. B. ein gutes Einstiegsrezept. Graupen sind in den letzten Jahren als Dickmacher aus der Mode gekommen, gehörten aber vor Jahrzehnten zum Alltag. Wobei wir wieder bei Omas Küche sind, und bei der hier verwendeten Graupenmenge muss niemand um sein Gewicht fürchten. Jedenfalls nicht wegen der Graupen, wenn man 1/6 des für sechs Personen berechneten Rezepts verzehrt.
Tatsächlich haben der Slow Cooker und seine Philosophie viele Artverwandten: Als noch häufig Getreide auf den Tisch kam, war die Kochkiste zum stundenlangen Ausquellen ein gängiges Küchenutensil. Ein traditionelles Gulasch, zu kurz gegart, mutiert zu Felsbrocken in Sauce. Und in Italien, wie mir eine Nachbarin verriet, ist es üblich, die klassische Tomatensauce mindestens drei Stunden bei kleiner Hitze auf dem Herd zu lassen.
Und weil man den Slow Cooker bei richtiger Handhabung nicht ständig beaufsichtigen muss, kann man sich während der Garzeiten getrost anderen Tätigkeiten widmen, ohne die Zeit bis zum Genuss in Langeweile zu verbringen.
Daniel Wiechmann: Kochen mit dem Slow Cooker. riva Verlag; 7,99 Euro.
