Am 30. Januar 2017 gegen 9 Uhr morgens legte das Containerschiff Golden Karoo in Vigo an. Heidi Hetzer war also wieder in Europa. Am süd-östlichsten Zipfel von Spanien, genauer gesagt in Galicien. Von drauß' vom Atlantik kam sie her. Ich muss Euch sagen: Sie fröstelte sehr. Fast die ganze Seereise über konnte sie im T-Shirt an der Reling stehen. Aber nun traf sie ein bisschen der Schock: Manno, was ist es kalt in Europa. Von über 30 Grad Sonne auf 13 Grad Nebel ist schon eine Herausforderung. Nun ja, Heidi Hetzer war sehr verwöhnt durch die große Hitze in Afrika.
Den Jahreswechsel 2016/2017 feierte sie in Kapstadt bei Familie Ellerholz. Selbst in Südafrika wurde nachmittags im Fernsehen das Kult-Theaterstück Dinner for one gezeigt. Das wollte sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen, obwohl sie das schon hundert Mal gesehen hatte. Punkt Mitternacht leuchtete dann der Tafelberg in den Farben des Regenbogens. Allerdings nur ziemlich kurz, denn Heidi Hetzer hatte schon ganz andere Feuerwerke gesehen als dieses mickrige Leuchten. Private Feuerwerke waren verboten. Was soll's. Es reichte Heidi Hetzer, um mit einem dicken Filzstift einen Schlussstrich unter dieses Jahr 2016 zu ziehen. Nein, es war nicht ihr schönstes Jahr. 2017 tickt eine neue Zeit. Dabei fiel ihr wieder der Spruch eines südafrikanischen Ureinwohners ein: Du hast eine Uhr, ich habe Zeit.
Aber ganz schnell war Heidi Hetzer wieder in der Realität. Schließlich hatte sie noch allerhand Vorbereitungen für Hudo zu treffen. Der sollte am 4. Januar zum letzten Mal in den Dornröschenschlaf geschickt werden. Diesmal ging es zurück nach Europa. 18 Tage sollte Hudo eingesperrt in einem Container seine vorerst letzte Seereise von Kapstadt nach Vigo zurücklegen. Dazu musste er ja mal wieder picobello ausschauen. Alles musste klinisch rein sein und mit der südafrikanischen Sonne um die Wette strahlen. Stoßstangen, Scheinwerfer, einfach alles sah innen und außen wie geleckt aus.
Am 4. Januar also sagte Hudo good bye und wurde von einem Agenten der Mac-Line übernommen. Wenn Hudo aufwachte, würde er schon in Europa sein. Nein, es war kein Container der Hamburg-Süd-Reederei, denn die hatten Kapstadt-Spanien nicht auf dem Zettel. Die Golden Karoo sollte am 8. Januar ablegen. Doch dieser Termin musste immer wieder verlegt werden. Hudo war da schon im Verlade-Modus. Und was macht unsere Heidi Hetzer? Sie hatte ja fast nüscht zu tun. Zuerst chillte sie mal nur so am Strand von Kapstadt. Ihre Kajüte auf dem Container hatte sie schon inspiziert. Es war zwar nicht die Kapitänskabine wie bei der Hamburg-Süd, aber immerhin, man konnte es die 18 Tage aushalten. Aber noch war sie ja nicht auf der Golden Karoo.
Der Gipfel dessen, was dieser Frau so alles einfällt, war eindeutig der Tandem-Paraglider-Flug in der Kapstädter Bucht. Es war ihr allererster Gleitschirm-Flug. Na und? werden einige sagen. Leute, diese Frau wird bald 80!!! Und dann traut sie sich so etwas! Als wenn die Umrundung der Welt mit einem Oldtimer nicht schon genug Abenteuer wäre! Nein, auch rechts und links der Straßen hält sie ständig die Augen offen nach weiteren Herausforderungen.
Schließlich verließ die Golden Karoo den Hafen von Kapstadt am 11. Januar. Voraussichtlich sollte der Container am 30. Januar Vigo erreichen. Heidi Hetzer warf von draußen noch einen letzten Blick auf das Containerschiff und bemerkte jetzt erst die vier Kräne an Bord. Der Schiffs-Eigner hatte vorgesorgt, denn oft legte dieses schwimmende Ungetüm an kleineren Häfen an, die keine eigenen Kräne zum Löschen (Be- und Entladen) hatten. Die Walvis-Bay (Walfisch-Bucht) in Namibia war so ein kleiner Hafen. Der einzige übrigens, den dieser Container auf seinem Weg nach Spanien angelaufen hat. Hier auf dem Schiff ging alles ziemlich spartanisch zu. Internet gab es auch nicht. Und sowas passierte Heidi Hetzer, die doch so viele Daheimgebliebene täglich im Netz informierte. Und jetzt war sie 18 Tage lang einfach von der Bildfläche verschwunden. Immerhin hatte sie zwischendurch eine telefonische Nachricht durchgeben können, nämlich vom 20. Januar, als sie um genau 15:57 Uhr den Äquator überquert haben. Gemerkt davon hat sie nichts, überhaupt gar nichts. Es hat noch nicht einmal gerumpelt. Auf ihr Bitten hin hat der Kapitän wenigstens mal ein kurzes Signal losgelassen. Heidi Hetzer hat in dieser Botschaft noch erzählt, dass nachts auf dem Containerschiff alles verdunkelt werden musste: Damit sie nicht von Piraten gefunden wurden. Oh, wie aufregend. Was fallen einem da für spannende und gruselige Geschichten ein…
Um nachts nicht nur an Piraten denken zu müssen, hat Heidi Hetzer über etwas weitaus Angenehmeres nachgedacht, nämlich über den Zeitpunkt ihrer Rückkehr nach Berlin. Sie hat nun den 12. März 2017 auserkoren – einen Sonntag – an dem sie wieder in ihrer Heimat sein möchte. Ob sie allerdings durch das Brandenburger Tor oder über den Platz des Olympia-Stadions reinkommt, hat sie noch nicht festgelegt. Sie denkt noch darüber nach. Aber erst einmal ist sie froh, wieder in Europa zu sein. Gleich am 1. Februar wollte sie ja wieder mit Hudo auf der Straße sein. Schauen wir mal, ob das die Zollbeamten in Vigo auch so sehen….
Den nächsten Bericht lesen Sie am 28. Februar 2017.
Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer