Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Fast! Und falls es Sie bei dieser Feststellung siedendheiß überkommt, dass Sie noch einige Geschenke besorgen möchten, vielleicht sogar für liebe Zeitgenossen, die zu beschenken Ihnen ein echtes Anliegen, aber kein einfaches ist – dann mögen Ihnen unsere CD-Tipps weiterhelfen.
Ihren Namen hat die Band von jener Augenbewegung, die wir unbewusst ausführen, bevor uns der Tiefschlaf ereilt: R.E.M. alias Rapid Eye Movement. Ihr Durchbruch-Album von 1991 ist auch 25 Jahre später allerdings nicht dazu geeignet, Sie in den Schlaf zu schicken. Im Gegenteil – Titel wie Shiny Happy People, Radio Song, Half A World Away und natürlich Losing My Religion wirken mindestens so aktivierend wie ein doppelter Espresso. Die 25th Anniversary Edition gibt es in verschiedenen Versionen mit üppigem oder noch üppigerem Bonus-Material. Für Independent-Fans!
Sein Durchbruch liegt länger zurück als der von R.E.M. – und so erscheint Heinz Rudolf Kunzes neues Werk nicht zu einem Jubiläum, aber im Jahr seines 60. Geburtstags. Mit Verbeugungen widmet er sich – tatächlich! – dem deutschen Schlager. Und wem der nicht unbedingt liegt, der möge bei Ganz in Weiß oder So lang man Träume noch leben kann nicht weghören! Schon sagenhaft, wie knödelig ein an sich auf Gefälligkeit getrimmtes Lied gesungen werden kann. Und bei zwei Deutschrock-Titeln ist Kunze dann wieder ganz in seinem Metier: Wenn ein Mensch lebt von den Puhdys geht absolut in Ordnung, aber Blumen aus Eis von Karat klingt, als sei's für Kunze maßgeschneidert. So hat er, den Ruf des singenden Oberlehrers nie so ganz losgeworden, einmal mehr eine gute Portion Wandlungsfähigkeit bewiesen.
Noch eine Überraschung gefällig? Voilà: Robbie Williams meldet sich mit der Happy Entertainment Show zurück. Der Name ist Programm und zeigt Williams mit Titeln wie Party Like A Russian in Hochform. Unterstützung bekommt er u.a. von zwei Musikern, die nicht nur als Entertainer, sondern vor allem als Musiker mit Ecken und Kanten berühmt wurden – Rufus Wainwright und John Grant.
Und leider muss die Empfehlungsliste mit einem kleinen Nachruf enden: Leonard Cohen ist 2016 82-jährig gestorben. Er war schon Anfang 30, als er, ursprünglich Schriftsteller, zur Musik wechselte – um jungen Menschen seine Texte schlicht vorzusingen. Nimmt man Klassiker wie Suzanne, So Long Marianne, Sisters Of Mercy und Hey That's No Way To Say Goodbye, so ist das aus heutiger Sicht gründlich untertrieben. Über Jahrzehnte hinweg ist seine Stimme gehört worden, aus gutem Grund. Nur wenige Monate vor seinem Tod veröffentlichte er mit You Want It Darker noch einen Bestseller. Der Begriff mag – ungeachtet von Cohens beeindruckenden Verkaufszahlen – ein wenig unglücklich gewählt sein: Tatsächlich hat er mit seinen melancholischen Texten und seiner Nachdenklichkeit einfach sehr viele Menschen berührt – auch wenn viele, die über ihn schrieben, das ganz gerne in Richtung Depression interpretierten.
R.E.M.: Out Of Time. 25th Anniversary Edition. (Concord)
Heinz Rudolf Kunze: Meisterwerke – Verbeugungen. (Seven One Music)
Leonard Cohen: Greatest Hits (Sony)
Robbie Williams: Happy Entertainment Show. (Sony)