Sorry, aber ich kann den Spruch Lexus ist die Nobeltochter von Toyota nicht mehr hören und lesen. Abgegriffen, phantasielos, stets in gleicher Weise kolportiert und nachgeplappert. Ich selbst sehe da Lexus etwas anders. Schließlich schreiben die geschätzten Kolleginnen und Kollegen aus der PS-Branche auch nicht ständig, dass Porsche die Nobeltochter von VW ist. Basta.
Natürlich haben Toyota und Lexus miteinander zu tun. Viel sogar, sie tauschen sich aus, lassen voneinander wissen, arbeiten in Teilbereichen zusammen. Haben aber eine sehr unterschiedliche Klientel, die sich in Stil, Geschmack, Nutzungsverhalten und finanzieller Ausrichtung unterscheidet. Und Lexus ist eine eigene Marke. Ebenso wie Porsche gegenüber VW und Ferrari gegenüber Fiat. Damit das schon mal klar ist.
Als Lexus auf der trendigen Detroiter Motor Show anno 2012 sein Super-Flunder-Konzept-Fahrzeug LF-LC erstmals zur Schau stellte, ging ein staunendes Raunen durch Presse und Publikum: da hat ein Hersteller ein 2+2 Coupé mit Dimensionen und Proportionen gewagt, dass Vielen quasi die Luft wegblieb.
Es war nicht nur der Mut zu einer neuen Linie für die nächste Zukunft auf neuer Plattform – das haben die Italiener im Sportwagenbau auch drauf – es war die Verquickung und Verknüpfung von dynamischen Linien, neuen Proportionen zwischen Front, Passagierabteil und Heck. Immerhin verlangt bekanntlich ein Viersitzer da andere stilistische und technische Zugeständnisse als ein zweisitziges Coupé. Und was ist nun aus der in Detroit vorgestellten Studie geworden? Ein Fahrzeug, das noch starke Affinität zur Studie aufweist, aber eben richtig fahren kann und bald im Markt steht. Das Verhältnis zwischen Designern und Technikern aus Japan und Europa führte zu einer symbiotischen Lösung, von der hohes Faszinations-, ja wohl auch Suchtpotenzial ausgeht. Außen ein Athlet, innen schierer Luxus, alles auf allerneuestem Stand mit Zukunfts-Touch. Bewegt wird das Ganze von einem 5-Liter-V8-Aggregat, das muntere 473 PS mobilisiert, die ein sattes Drehmoment von 527 Newtonmetern generieren. Der sieht schon im Stand verdammt schnell aus, meinte ein Kollege und als auch noch, nur so zum Spaß, das Triebwerk gezündet wurde, konnte eine Kollegin auch nicht mehr an sich halten: Geiler Sound. Stimmt beides. Dass Infotainment und Multimedia-Angebote zuhauf an Bord sind, neben all den überhaupt möglichen Sicherheitskomponenten, überrascht dann kaum mehr. Das Einzige, das man sich noch vorstellen könnte, wäre gelegentlich ein Antrieb über alle Viere, der den derzeitigen Hinterachsantrieb entlasten würde. Eines der schnellsten und innovativsten viersitzigen Coupés hat das Rampenlicht des internationalen Marktes erblickt…
Text: Frank Nüssel/CineMotFotos: Lexus