Bei der 22. ADAC Opel Classic Hessen-Thüringen, die vom 26. bis 28. Mai stattfand, starteten knapp 100 Klassiker zu einer nostalgischen Zeitreise des Automobils. Auf rund 350 Kilometern an zwei Tagen tourte das Oldtimerkarussell durch das Grenzgebiet von Hessen und Thüringen. Auf der Strecke lauerten Gleichmäßigkeitsprüfungen, die von den Piloten zu bewältigen waren. Das Starterfeld umfasste ein buntes Sammelsurium von seltenen Fahrzeugen ihrer jeweiligen Epoche, aber auch Großserienfahrzeuge waren mit dabei.
Zur diesjährigen Rallye schickte die Marke Opel dreizehn Oldtimer aus dem Classic-Fundus auf die Strecke. Darunter waren unter anderem der Opel 8/25 PS von 1920, die Opel Olympia Cabrio-Limousine von 1950, ein Rekord A von 1964 und ein Rekord C-Cabrio mit Renn-Ass Jockel Winkelhock am Volant. Außerdem pilotierte Opel-Vertriebschef Peter Christian Küspert das Super 6 Gläser Cabriolet auf der Fahrt durch die Rhön und den Thüringer Wald. Der älteste Wagen des diesjährigen Teilnehmerfeldes war der bereits erwähnte 8/25 PS von Opel mit charakteristischer Spitzkühlerfront und das jüngste Fahrzeug war ein Mercedes 300 SL von 1986. Vertreten im Corso waren aber auch ein Porsche 924 Polizeifahrzeug, ein Hudson Big Six Sedan von 1935, ein Fiat Spinto Monza (1925), ein Tatra T2-603 und ein Fiat Spider Pininfarina von 1983, um nur einige zu nennen. Start und Ziel war der Hessen-Hotelpark im osthessischen Hohenroda.
Unter dem bunten Feld der Evergreens ging www.kues.de mit dem legendären Opel GT aus dem Opel Classic-Fundus an den Start. Das zweisitzige Coupé aus dem Jahr 1969 fiel nicht nur mit seiner gelb lackierten Karosserie und den breiten schwarzen Rallyestreifen auf. Insbesondere die flache Frontpartie mit den klassischen Klappscheinwerfern sorgte für Aussehen im Teilnehmerfeld. Um sie zu öffnen oder zu schließen, benötigt der Fahrer allerdings viel Kraft. Denn dieses erfolgt, wie es damals üblich war, noch rein mechanisch und über einen massiven Hebel auf der Mittelkonsole.
Der GT-Innenraum wirkt wie maßgeschneidert und bietet selbst großen Personen noch viel Platz. Das Cockpit neigt sich dem Fahrer entgegen und beherbergt neben Tachometer und Drehzahlmesser viele weitere Zusatzinstrumente für Wassertemperatur oder etwa den Öldruck. Die Sitze mit integrierter Kopfstütze sind bequem und der Pilot sortiert die Gänge durch das leichtgängige Vierganggetriebe. Überhaupt fährt sich der GT für damalige Verhältnisse sehr leichtfüßig. Das sorgt für ein puristisches Fahrvergnügen wie einst auf Porsche-Niveau.
Unter der flachen Designlinie des in Bochum produzierten GT steckt bewährte Großserientechnik. Das Fahrwerk stammte aus dem Opel Kadett, genauso wie der 1,1-Liter-Motor, der mit 60 PS auskommen musste. Wer es sich leisten konnte, wählte die zweite Antriebsvariante mit 1.900 Kubik und 90 PS. Mit dem Vierzylinder aus dem Rekord ging es richtig flott zur Sache. Zu dem kräftigen Antrieb passte auch der damalige Opel-Werbeslogan „Nur fliegen ist schöner“ wesentlich besser.
Das Coupé war für damalige Verhältnisse überaus schnell und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 185 km/h. Doch mit einem Grundpreis von 11.877 DM war der GT 1900 selbst unter Sportwagenfans mit kleinerem Geldbeutel noch bezahlbar. Er wurde von 1968 bis 1973 gebaut. Bis zu seinem Produktionsende wurden insgesamt 103.463 Exemplare von dem Sportwagen verkauft und wurde zu einem Erfolg.
Aber das einstige Kultauto soll wiederbelebt werden: Opel möchte die GT-Gene in Neuauflage wieder zurück auf die Straße bringen. Der neue Sportwagen könnte bereits 2017 erscheinen. Seine Weltpremiere feierte die Konzeptstudie „GT Concept“ schon auf dem diesjährigen Automobilsalon in Genf. Mit seiner lang gestreckten Motorhaube, einem kurzen und knackigen Heck übernimmt der Zweisitzer Anleihen des legendären Ur-GT und bleibt mit 3,85 Metern Außenlänge bei den Abmessungen weiterhin kompakt.
Ob es das GT Concept gut 50 Jahre nach dem ersten GT letztendlich zur Serienreife schaffen wird, bleibt offen, eine Entscheidung unter den Opel-Vorständen ist noch nicht gefallen.
Text: Ute Kernbach/Guido BorckFotos: Opel/Walter Tillmann