Selten ist ein Auto mit so vielen Vorschusslorbeeren auf seine Reise zu den Kunden geschickt worden. Der neue Opel Astra darf nicht nur den Titel „Auto des Jahres“ für sich in Anspruch nehmen, sondern auch die Feststellung, dass er in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe in der Kompaktklasse, die auch gerne nach dem größten Widersacher aus Wolfsburg benannt wird, gesetzt hat.
Vor allen Dingen in der in- und externen Datenkommunikation, der Verbindung des Fahrzeugs zu seiner Umwelt, in intelligenten Service- und Lichtlösungen aber auch in vielen, effektiven Detailüberraschungen haben die Rüsselsheimer ihr Verkaufs-„Schwergewicht“ bestens gerüstet in die Verkaufsräume der Händler geschickt. Wir fuhren den neuen Opel Astra des Jahrgangs 2016 mit dem 150 PS starken Turbo-Benziner.
Autos werden – oder sind es größtenteils schon – in immer größerem Maße zu fahrenden Smartphones geworden. Vernetzt mit ihrer Umwelt, untereinander und mit Hilfsmitteln ausgestattet, die den Weg zum autonomen Fahren in der „Salami-Taktik“ –Scheibchen für Scheibchen – zurücklegen. Eine Erkenntnis, die gerade für den nach intensiver Entwicklungsarbeit neu aufgelegten Opel Astra gilt.Der 1,4 Liter große und 150 PS starke Turbodirekteinspritzer legt beredtes Zeugnis von der Qualität der neuen Opel-Triebwerke ab. In Verbindung mit der butterweich, aber ganz exakt zu bedienenden Sechsganghandschaltung hat dieses Triebwerk nichts mehr mit den Antriebssystemen gemein, die (nicht nur) den Astra der vorangegangenen Modellgeneration für Opel zum Problemfall hatten werden lassen. Kultiviert, kraftvoll aus dem „Keller“ heraus beschleunigend und mäßig im Verbrauch gibt sich der serienmäßig mit Start/Stopp versehene ECOTEC-Benziner im Berichtszeitraum.
Auch in der neuen schnittigen Optik, den großzügigen Platzverhältnissen und den rückenfreundlichen und langstreckentauglichen AGR-Sitzen kann der Astra punkten. Im Fahrverhalten ist er eher unspektakulär, was sich nach Gusto mit „Durchschnitt“ aus „Ausgewogenheit“ bezeichnen lässt. Gut getan hätten dem neuen Astra bei so viel Entwicklungsarbeit ein paar weitere Ablagen im Interieur.
Entscheidend für den aktuellen Vorsprung des Rüsselsheimers in der am härtesten umkämpften Fahrzeugklasse ist jedoch weder Motorisierung, noch Fahrverhalten, noch Komfort, noch Platz oder eine der üblichen klassischen Parameter für eine Begutachtung und Einschätzung eines Automobils.
Den Unterschied zu anderen Wettbewerbern auf Augenhöhe machen Angebote wie die umfangreichen Onlinedienste oder die (optionalen) LED-Matrix-Scheinwerfer aus. Voraussetzung dafür war die Technik „OnStar“ der Opel-Mutter General Motors, die nun auch im neuen Astra Einzug gehalten hat. So wie im TV-Testwagen der Version „Innovation.“ Dort und in der „Dynamic“ ist das System serienmäßig, anderenfalls kostet es 490 Euro.
OnStar an Bord und das eigene Smartphone werden dabei zu einem kompletten zusätzlichen Informations- und Sicherheitssystem. Mit einem Druck auf den OnStar-Knopf im Auto wird man mit dem Servicecenter verbunden. Hinzu kommt ein SOS-Knopf für den automatischen Notruf, der ab 2018 in jedem Neuwagen Pflicht sein wird.
Zudem lässt sich das Auto mittels PIN fernentriegeln und verschließen. Der Onlinezugriff auf den Astra funktioniert zudem als Diebstahlschutz: Wie eine gestohlene Kreditkarte kann man das Fahrzeug über die Servicezentrale nach Abfrage der Daten lahmlegen lassen. Über einen integrierten WLAN-Hotspot lassen sich bis zu sieben Geräte wie Tablets oder Smartphones andocken.
Technische Daten Opel Astra 1.4 DI Turbo „Innovation“
Ausführung: fünfsitziger Kompaktwagen
Länge/Breite/Höhe: 4,37/2,04/1,48 Meter
Leergewicht: 1,278 kg
Antrieb: Frontantrieb
Kofferraumvolumen: 370 bis 1.210 Liter
Motor: Vierzylinderbenziner mit Turboaufladung
Leistung: 150 PS
Hubraum: 1.399 ccm
Drehmoment: 245 Nm bei 2-000 – 4.000 min
Getriebe: Sechsgang manuell
Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h
Verbrauch: (eigene/Herstellerangaben) 5,1/5,7 Liter Benzin auf 100 kmAbgasnorm:
Euro 6Preis : ab 24.710 Euro
Text und Fotos: Jürgen C. Braun