Buchtipp – Lahme: Die Manns

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Es ist fast unmöglich, dieser Familie niemals zu begegnen – oder jedenfalls einem Familienmitglied. Ob man in seiner Schulzeit mit Mario und der Zauberer traktiert wurde, irgendwann einmal Der blaue Engel mit Marlene Dietrich gesehen oder wissen wollte, welche Frauen sich schon früh für schnittige Autos begeisterten: Die Familie des Schriftstellers Thomas Mann war groß, und viele Familienmitglieder haben es ebenfalls ins Rampenlicht geschafft.

Entsprechend sind die Manns immer wieder beschrieben worden – oftmals aus Distanz, bisweilen wissenschaftlich-trocken, und viele Darstellungen widmen sich der Schriftstellerkonkurrenz untereinander – oder dem, was darunter vermutet wird. Tilmann Lahme geht einen ganz anderen Weg. Er beschreibt die (Groß)Familie quasi aus der Nähe, ohne dabei respektlos zu wirken. Die Rebellen Erika und Klaus, Vater Thomas mit all seinen Eigenheiten – nicht zuletzt ist es aber Katia, Thomas Manns Ehefrau, die besondere Beachtung verdient: Einerseits hält sie gleichsam die Familie zusammen, trotzdem ist sie in der Art, wie sie es tut, ihrer Zeit sicher voraus – dem Gemahl durchaus Kontra gebend und klare Ansichten vertretend.

Biographien kann man lesen, weil man auf eine Person neugierig geworden ist – durch eines ihrer Bücher, eine Verfilmung, einen Zeitungsartikel. Diese Familiengeschichte kann man ganz für sich lesen, ohne dass es eines solchen Anstoßes bedarf. Vielleicht wird dann erst deutlich, warum es in der Familie Mann nie langweilig war, welche politische und gesellschaftliche Bedeutung sie hatte – und warum das alles bis heute nachwirkt.

Tilmann Lahme: Die Manns. S. Fischer Verlag; 24,99 Euro.

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