Buchtipp – Dietz: Wie Buddha in der Sonne

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Alles klärchen, Bärchen.

Ist ja schön, wenn ein Mann so lässig seine Frau beruhigen kann. Bloß funktioniert das bei Frida nicht. Denn wenn die ihren Mann mal eben nach Jahren der Ehe taxiert, kommt sie zu einem beunruhigenden Ergebnis: Seine schönen blauen Augen hinter der eckigen Brille, die gerade Nase, das Grübchen am Kinn, die kleinen Lachfalten um den Mund. Weil er so groß ist, fast eins neunzig, wirkt er trotz des Bäuchleins immer noch schlank. Besonders wenn er seine blaue Multifunktionsweste anhat, dieses abgewetzte Teil, das er seit Jahrzehnten imUrlaub trägt. Die Geheimratsecken sind ein kleines bisschen größer geworden, aber seine dunkelblonden Haare zeigen immer noch kein Anzeichen von Grau.

Man ahnt es: Die innere Unruhe Fridas gilt nicht ihrem Mann Henning, sondern ihr selbst. Denn sie schneidet – nach ihren eigenen Maßstäben – schlecht ab im Verbleich mit ihm, was Optik und Ausstrahlung geht. Aber welche Frau ist nicht viel zu streng mit sich selbst? Hennings beruhigende Worte jedenfalls sollten einem entspannten Start in den Urlaub gelten. Ziel: Eine Tropeninsel. Dumm nur, dass die Realität vor Ort das Gegenteil dessen ist, was die blumige Urlaubsplanung anhand blumiger Prognosen zum Urlaubsort erwirken sollte. Kurz, was die Urlauber erwartet, ist ein Konzentrat dessen, was man immer wieder als Horrormeldung der Hotelbewertungen im Internet wahrnimmt. Eine Portion Esoterik inbegriffen, nach der das weitere Leben der Urlauber sich ähnlich schlimm gestalten soll wie der just begonnene Urlaub.

Man muss schon Galgenhumor haben, um aus so einer Nummer irgendwie rauszukommen.

Hanna Dietz hat eine Urlaubslektüre der anderen Art geschrieben. Zwischen komischer Zuspitzung und simpler Realität hält sie gekonnt die Balance. Das liest sich vergnüglich, wenn man zumindest gedanklich den Temperaturen hierzulande für ein Weilchen entkommen will. Eine Erkenntnis bleibt einem aber nicht erspart: Dass der noch so sorgsam geplante Urlaub ganz oder teilweise danebengeht, kann nie ganz vermieden werden. Es ist, so sarkastisch sich das liest, allgemeines Lebensrisiko.

Hanna Dietz: Wie Buddha in der Sonne. Wunderlich Verlag; 14,95 Euro.

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