Heiß geliebt mit einem Schuss Nostalgie:Die „Köln-Ahrweiler“ sucht Ihresgleichen

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Wer ein Herz für den Rallyesport der ganz besonderen Art hat, der war am vergangenen Freitag und Samstag in der Region zwischen Deutschlands „heimlicher Rotwein-Hauptstadt“ Mayschoss und dem Nürburgring bestens aufgehoben. Denn die Rallye Köln-Ahrweiler, in Szene-Kreisen nur kurz „R-K-A“ genannt, bewies auch in der insgesamt 38. Auflage ihrer Art wieder einmal ihre ganz besondere Ausnahmestellung unter den deutschen Quertreiber-Festivals.

Bei keiner zweiten Veranstaltung in der viel zitierten „Formel 1 des kleinen Mannes“ liegen Tradition und Moderne, Historie und knallharter Motorsport so eng beieinander wie bei dieser anspruchsvollen Herausforderung über 14 Wertungsprüfungen mit mehr als 145 Kilometern. Auch in diesem Jahr war die KÜS deshalb aus gutem Grund wieder als Partner eines wunderschönen Motorsport-Events maßgeblich an dessen glanzvoller Ausstrahlung und am Gelingen beteiligt.Der Begriff „Youngtimer“ charakterisiert Fahrzeuge, die vor mindestens 20 Jahren zugelassen wurden, aber noch für den Motorsport geeignet sind. Und davon gab es an diesen beiden Tagen eine ganze Menge. Über 100 Teams, dazu rund 25 etwas „aus der Zeit gefallene“ Vorwagen, sowie Fahrzeuge der Gattung Simca Rallye 2, Pierburg Golf, Toyota Corolla A 86, Opel Ascona 400 oder Ford Sierra Cosworth, – um nur Einige stellvertretend zu nennen – waren vom Startschuss am Freitag in der Abenddämmerung vor dem Mayschosser Winzerkeller bis zum Eintreffen der ersten Fahrzeug am frühen Samstag abend in ihrem ganz eigenen Element unterwegs.

„Das ist noch richtiger Motorsport von der Pike auf, so wie wir das vor vielen Jahren mal gelernt haben. Keine andere Rallye fordert ein so hohes Maß an Konzentration und macht gleichzeitig einen solchen Spaß“, beschrieb Youngtimer-Trophy-Pilot Jürgen Lenarz aus Sarmersbach das ganz besondere Flair der „R-K-A“. Er belegte in diesem Jahr als Titelverteidiger des „Gold-Cups“ der aktuelleren Fahrzeuge im BMW M3 Rang drei. Gesamtsieger wurde – zum zehnten Mal übrigens – der deutsche Rallyemeister des Jahres 2013, der Hunsrücker Georg Berlandy im Opel Ascona 400. „Das war eine Punktlandung mit dem Auto. Im Verlauf des Samstags habe ich mich regelrecht in einen Rausch gefahren“, berichtete der Kfz-Meister bei der Siegerehrung stolz.

Der November, nicht gerade geeignet für Motorsport in Feld, Wald und Flur zwischen nassem Laub und Matschbrocken, mitunter morgens sogar etwas festgefrorenem Tau auf den Pisten, sorgt in jedem Jahr für ein Spektakel der ganz besonderen Art. Und dazu passen auch genau jene Strecken, die nur den Teilnehmern dieser von der Scuderia Augustusburg ausgerichteten Veranstaltung ermöglicht werden. Wenn etwa sonst hat man die Gelegenheit, die nur ganz wenigen Auserwählten bekannte Nürburgring-Südschleife im hohen Wettbewerbs-Tempo zu befahren? Nie!

Ein ganz besonderer Augenschmaus ist auch das mittägliche Regrouping, in dem kleinen Eifelörtchen Meuspath. Ein völlig unscheinbarer Flecken, der sich die Nachbarschaft der Bundesstraße 268 mit der „Döttinger Höhe“ der Nordschleife auf der anderen Seite teilt. Regelmäßig am Samstag der „R-K-A“ herrscht in Meuspath der Ausnahmezustand. Dann erfolgt im Ort selbst und im angrenzenden Gewerbegebiet am Nürburgring die friedliche Invasion von rund einhundert Teams und den vielen Fans, die die Strecken der Wertungsprüfungen säumen und die seltenen Young- und Oldtimer einmal ganz aus der Nähe brachten möchten. Meuspath wird an diesem Tag zum Mekka eines besonderen Genres des Rallyesportes, das es sonst in dieser geballten Kompetenz nirgendwo gibt.

Doch die „R-K-A“ ist nicht nur eine mobile Schaubude für die Freunde des Rallyesportes. Sie ist gleichzeitig auch Deutschlands einzige Rallye mit historischen Fahrzeugen, bei der nach sportlichen Wertmaßstäben gefahren wird. Das heißt, es gibt Prädikate (Youngtimer-Trophy), Fahrzeugklassen, Siegerlisten, Zeiten, Pokale und Trophäen. Kurzum: Die „Köln-Ahrweiler“ ist zum Jahresausklang noch einmal die richtige finale Herausforderung für Mensch und Maschine.

Und sie stellt auch die Organisatoren aufgrund ihrer örtlichen Abgeschiedenheit vor ganz besondere Herausforderungen. Denn auch im Zeitalter von Internet und Mobilfunk gibt es in Deutschland immer noch Gebiete, welche an die modernen Kommunikationsnetze nicht oder zumindest noch nicht ausreichend angeschlossen sind. Oft genug sind dies Gegenden wie etwa die Vulkaneifel, die etwas abseits dicht besiedelter Gebiete liegen. Diese eignen sich zwar für Rallyeveranstaltungen besonders gut. Für eine rasche und sichere Datenübermittlung aber sind sie richtiges Gift. Fast klingt es ein wenig ungläubig, wenn wir an dieser Stelle berichten, was uns am Samstag abend noch zugetragen wurde:

An einzelnen Sonderprüfungen der Rallye musste am Samstag sogar ein Läufer (!) eingesetzt werden, welcher mehrere hundert Meter zum nächsten Festnetztelefon lief, um die gefahrenen Zeiten zum Auswertungsbüro zu übermitteln. Aber vielleicht macht dieser leicht romantische Anstrich mit einem Hauch von Nostalgie die „Köln-Ahrweiler“ ja zu so einer von den Rallyefreunden so innig geliebten Veranstaltung.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz

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