Ein Offroad-Modell aus dem Hause Jeep: Das ist so etwas wie ein weißer Schimmel. Die Bestätigung dessen, was eigentlich schon aus der Nennung des ersten Begriffs die logische Schlussfolgerung ist. Weil das eine das andere bedingt. Und doch ist dieses Fahrzeug, mit dem wir da einen eigens für unsere Zwecke präparierten, verwinkelten, ein wenig matschigen und mit Baumstümpfen übersäten Weg, der normalerweise zum Rücken gefällter Baumstämme benutzt wird, befahren, noch einmal eine eigene Klasse für sich.
Gilt der Jeep Cherokee schon aufgrund seines Namens, seiner Herkunft und seiner Konstruktion eher als ein Fahrzeug, mit dem man ganz bewusst vorgefertigte Pfade verlässt, so ist der Cherokee Trailhawk 4X4 noch einmal eine Steigerung des Begriffs Offroad-Fahrzeug. Die Inkarnation des eigentlich Unmöglichen sollte man meinen.
Schon auf den ersten Blick wird klar: Dieser Jeep Cherokee der besonderen Art ist kein Salon-Cowboy, das ist ein kantiger, robuster, pragmatischer Prärie-Indianer. Einer, dem man als Anhänger der US-Kultmarke das Prädikat unverwechselbar und authentisch anhaften möchte. Unsere Trailhawk-Variante, die wir da knarzend, knurrend, sich verwindend, schaukelnd, aufrichtend und mit unverwüstlichen Stehauf-Qualitäten ausgerüstet malträtieren durften, wurde befeuert von einem 3,2 Liter großen V6-Benziner.
Den Gangwechsel der Antriebskraft, die aus den 272 Pferdestärken herrührt, besorgt eine Neungang-Automatik von ZF. Der quer eingebaute Sechszylinder ist ebenso kräftig und arbeitsfreudig wie zurückhaltend im Geräuschniveau. Als einer seiner Baureihe verfügt der Cherokee Trailhawk über eine Gelände-Untersetzung und ein Hinterachs-Sperrdifferenzial. Das alles sind Attribute die ganz klar sagen: Mit mir darfst Du auch mal dahin, wo man normalerweise mit keinem Auto, ja mit kaum einem Offroader, mehr hinkommt.
Bleiben wir erst einmal bei der Optik: So was gab es bisher bei Jeep noch nicht. Das Heck eher rundlich, die Nase keilförmig, die Leuchteinheiten dreigeteilt. Das, was an Jeep beim Cherokee Trailhawk übrig geblieben sind in der ersten Wahrnehmung, sind die bekannten Kühlerlamellen (sieben an der Zahl) sowie die rechteckigen Radläufe. Mit diesem markig-markanten Auftritt wollen sich die Italo-Amerikaner von FCA (Fiat Chrysler Automobiles) von der deutschen Premium-Konkurrenz abheben. Bestenfalls die G-Klasse von Mercedes-Benz ging da noch durch.
Weist der Jeep Cherokee schon in der Standard-Version 17-Zoll-Leichtmetallräder, Dachreling, Nebelscheinwerfer, eine verschiebbare Rücksitzbank, ein Multifunktions-Lederlenkrad und das uConnect-Mediacenter mit Sprachsteuerung aus, so glänzt der Trailhawk zusätzlich nicht nur mit einem elektrisch verstellbaren Fahrersitz als Komfort-Komponente, sondern auch mit den „Kraxel-Attributen“ wie einem höher gelegten Offroad-Fahrwerk mit Unterfahrschutz, einem Bergabfahrts-Assistenten, und einer Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Reinigungsanlage. Das Rangieren im unübersichtlichen Gelände soll zudem die Rückfahrkamera erleichtern.
A apropos Gelände: Dort erschien uns der Trailhawk bei unserem kleinen Abenteuer-Ritt durch das unterfränkische Unterholz als geradezu unschlagbar auch in den extremsten Detail-Situationen. Ein echtes, handfestes unverwüstliches Arbeitstier, dazu im Innern mit dem Komfort eines auf lange Autobahnfahrten ausgelegten SUV. Der Jeep Cherokee Trailhawk vereint alle diese scheinbaren gegensätzlichen Vorzüge in sich. Was auch darauf beruht, dass der Trailhawk außer der Getriebeuntersetzung noch einen geänderten Stoßfänger hat, der einen größeren Böschungswinkel ermöglicht. Zudem ist das Active-Drive-Lock-Allradsystem mit einem Drehknopf und der Gelände-Vorwahl sehr leicht zu bedienen. Zudem gibt die Bildschirmgrafik ein sicheres Feedback über die aktuelle Antriebssituation. Das macht ihn zu einem echten Schoschonen-Häuptling der automobilen Neuzeit.
Technische Daten Jeep Cherokee Trailhawk
Bauart: fünftüriger Geländewagen
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,62/1,86/1,67 Meter
Leergewicht: 1.921 Kilogramm
Ladevolumen: 412 bis 1.267 Liter
Motor: quer eingebauter, 6-Zylinder-Ottomotor
Leistung: 272 PS
Max. Drehmoment: 321 Newtonmeter
Antrieb: Allrad permanent
Getriebe: Neungang automatisch
Wattiefe: 508 Millimeter
Bodenfreiheit: 221 Millimeter
Preis: ab 48.000 Euro
Text und Fotos: Jürgen C. Braun