Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wer in Deutschland von Auto-Importeuren spricht, der meint in der Regel Fahrzeuge aus Japan oder Südkorea, aus Italien oder Frankreich. Lassen wir die Töchter US-amerikanischer und chinesischer Herkunft bei dieser Betrachtung einmal außen vor. Unter den Begriff des Importeurs fallen aber – man mag es kaum glauben – auch zwei Autobauer aus dem europäischen Osten. Auch wenn einer von ihnen, die Rumänen von Dacia nämlich, streng genommen ein Familienmitglied des Hauses Renault ist. Und dennoch: Dacia wird auch als Konkurrent aus der eigenen Region und damit auch als „Kampfziel“ der eigenen Absatzbemühungen gesehen: Und zwar vom russischen Hersteller Lada.

Nun, werden Sie meinen, sei Lada kein Schwergewicht auf dem hiesigen Kfz-Markt. Was in der Gesamtbetrachtung durchaus zutreffen mag. Doch in beider Kerngeschäft, bei den kleinen, preisbewussten Einsteigermodellen und bei den zweckmäßigen und kernigen SUV’s, herrscht ein gesundes und herzliches Gegeneinander mit Absatzzahlen, die durchaus Beachtung verdienen.

Jetzt hat Lada, ein Unternehmen das auch Auto-affinen Zeitgenossen meist als Anbieter des Lada Niva ein Begriff ist, die Notbremse gezogen. In der Regel kommen nicht viele Pressemitteilungen aus Buxtehude, wo die deutsche Lada-Zentrale sitzt, aber diese Mitteilung zum Wochenbeginn ließ aufhorchen. Denn Ladas Problem bei der Ausweitung des hiesigen Käuferkreises heißt in erster Linie Dacia. Weil aber die Autos vom Wolgastrand im Vergleich zu den Modellen der rumänischen Renault-Tochter preislich kaum noch konkurrieren können, will man dagegen etwas tun. Und deswegen just zu Beginn dieser Woche besagte PM: Lada senkt die Preise.

Denn die Russen haben durchaus noch mehr anzubieten als nur den Niva. Man strebe, so hieß es darin, eine „Neuausrichtung der europäischen Vertriebspolitik“ an. Was im diplomatischen Marketing-Jargon nichts anderes heißt, als die eigenen Absatzziele ankurbeln zu wollen. Demzufolge bietet Lada den facegelifteten Kalina Kombi künftig bereits ab 6.950 Euro an. Damit bewegt sich der 87 PS starke Kleinwagen nicht nur in etwa auf dem Preis-Niveau des Dacia Sandero. Er ist vor allem über 2.500 Euro günstiger als bisher. Bleibt die Frage also: Kann man damit noch Geld verdienen oder will man damit die Dacia-Kunden einfach auf die eigenen Produkte neugierig machen? Ein akribisch geplanter Beutezug von der Basis also.

Es gibt aber auch noch eine Schrägheck-Variante des Kalina. Dieses Derivat kostete bisher 8.490 Euro ab Werk und soll – genau hat sich der Hersteller noch nicht erklärt – um runde 1.000 Euro billiger werden. Warten wir also auf eine Antwort auf die spannende Frage, ob der Boden der finanziellen Mindest-Forderungen für ein Automobil bereits inzwischen erreicht ist. So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Steht uns da etwa eine neue Begriffs-Definition ins Haus?

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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