Das Berchtesgadener Land und der gesamte Chiemgau sind um diese Jahreszeit in der Regel ein El Dorado für Leute auf Langlauf-Skiern. Hunderte von Loipen-Kilometern laden zum winterlichen Vergnügen ein. Wenn man dann noch im eigens dafür passenden Fahrzeug zu und zwischen den Skigebieten unterwegs sein kann, passt das umso mehr. Unser Erfahrungsbericht mit dem Subaru XV.
Klappe auf, Sitze umlegen, Bretter, Stöcke, Schuhe und was man sonst noch so als sportlich angehauchter, nicht mehr so ganz taufrischer „Flachland-Tiroler“ braucht, und dann kann es losgehen. Der Subaru XV, eher ein schmal geschnittener Crossover-SUV, vereint eine in fast drei Jahrzehnten bei dem japanischen Allrad-Spezialisten nicht gekannte Optik mit dem gewohnten Allrad-Antrieb und einem flach gebauten Boxermotor. In unserem Falle als Selbstzünder, 147 PS stark, zwei Liter groß. Die Kraft des Diesels wird von einem manuellen Sechsgang-Getriebe auf die vier Räder gebracht.
Vor einigen Jahren hatte Subaru in einsichtiger Selbsterkenntnis der Lage die Botschaft verbreitet, seinen Modellen in Zukunft doch etwas mehr Pep und Charme in der äußeren Wahrnehmung verleihen zu wollen. Die auf Praktikabilität ausgelegten Produkte des Nischenherstellers erfreuten sich zwar größter Zufriedenheit in der Verbraucher-Statistik. Sie waren dort, wo Grip und Traktion auf weniger befestigten Pfaden gebraucht wurden, nicht zu schlagen. Aber sie waren auch langweilig, kantig, robust geschnitten und standen sich damit mitunter bei der Expansion der Kunden-Klientel selbst im Wege.Der XV ist Beispiel dafür, dass man diese These ernst meint: Halb Kombi, halb SUV, scharf geschnittene, pfeilförmige Front. Eine Dachlinie mit leichtem Spannungsbogen. Das ist so etwas wie die verspielte kleine Schwester von Forester und Co. Passend dazu markante 17-Zöller Leichtmetallräder. Der XV scheint etwas höher (Bodenfreit 220 Millimeter), breiter, aber nicht steif und bockig auf der Straße zu stehen. Auf der Anfahrt zu den etwas abseits gelegenen Loipen, in Feld- oder Waldwege und bei matschiger oder leicht vereister Piste waren Features wie die Berg-Anfahrhilfe eine willkommene Unterstützung.
Im Interieur bemüht sich Subaru, den Spagat zwischen größtmöglichem Nutzen, Adaption auf den Outdoor-Anspruch und robusten Armaturen sowie einem frischen Touch der Instrumente zu vollziehen. Ein kleiner Monitor in der Mitte des Armaturenbretts liefert die notwendigen Informationen. Ein nicht minder groß geratener Hinweis zum rechten Gangwechsel soll aus dem Fahrer einen Sparfuchs machen. Doch wer ein wenig in die Drehmoments-Geometrie des flachen Boxer-Diesels herein horcht, wird dies schnell auch ohne optische Hilfe umsetzen.
Der 4,45 Meter lange SUV offenbart jede Menge Ablage-Möglichkeiten für allerlei Krimskram. An Knie-, Kopf- und Ellbogenfreiheit mangelt es ebenso nicht und die rasche Verwandlung in einen „Leicht-Transporter“ für den Single-Urlaub bietet gute Voraussetzungen für den für den eingangs beschrieben Zweck. Diese dokumentieren sich unter anderem in einer ebenen Ladefläche von fast 1,90 Meter Länge.
Ein wenig nervend ist der Umstand, dass sich das Aggregat viel Zeit nimmt, um sich nach dem Bestätigen des Starterknopfes (Schlüssel drehen ist passé) lauthals zu schütteln und seine Bereitschaft zur Mitarbeit anzukündigen. Allerdings wartet der kernige und vernehmbare Zweiliter-Diesel mit einer Leistungs-Charakteristik auf, die man bei vergleichbaren Aggregaten kaum findet: Ein Diesel, der nach Drehzahl giert, daran mussten wir uns außerhalb des durchaus komfortablen Langstreckenverkehrs erst einmal gewöhnen. Zwischen 2.000 und fast 4.000 Umdrehungen spielt er in verschiedenen „Tonarten“ der wohl temperierten Newtonmeter-Klaviatur locker mit. Das Aggregat verlangt nach viel Arbeit am Schaltknüppel, dankt es dann aber mit einem Auftritt ohne Verlust an Kraftschluss.
Ein wenig schwer tut man sich bei der Ermittlung des Verbrauches. Die lange Übersetzung des Sechsgang-Getriebes überrascht bei dieser Performance ein wenig. Je nach Einsatzgebiet und Handhabung bewegt sich der Durst irgendwo zwischen fünf und acht Liter Diesel-Kraftstoff. Wer sich im urbanen Verkehr einmal in den fünften oder gar sechsten Gang verschaltet hat, der wird dies sehr schnell an heftigem Ruckeln und drohendem Absterben des Aggregates bemerken. Was dem Motor gut getan hätte, ist eine Start-/Stopp-Automatik, die gibt es leider nur für die Benziner-Modelle des XV.
Den Subaru XV gibt es ab 21.900 Euro. Die Preisliste für den Subaru XV 2.0D in der Ausstattungsvariante „Exclusive“ unseres Testwagens beginnt bei 31.900 Euro. Dazu gehören unter anderem Fahrdynamik-Regelung, Fahrer- und Beifahrer-Seitenairbags, Knieairbag Fahrer, Kopfairbags vorn und hinten, Tagfahrlicht und Rückfahrkamera mit Bildschirm.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun
Technische Daten Subaru XV 2.0 D
Bauart: fünftüriger Crossover-SUV
Motor: Vierzylinder Turbodiesel (Boxer), 16V, mit Direkteinspritzung
Hubraum: 1.998 Kubikzentimeter
Leistung: 147 PS bei 3.600/min
Antriebsart: permanenter Allradantrieb
Höchstes Drehmoment: 350 Nm bei 1.600/min
Länge/Breite/Höhe: 4,45/1,78/1,57 Meter
Leergewicht: 1.450 kg
zulässiges Gesamtgewicht : 1.960 kg
zulässige Anhängelast: 1.600 Kilogramm
Kofferraumvolumen: 380 bis 1.250 Liter
Verbrauch: ca. 6,7 Liter Diesel im Mittelwert auf 100 Kilometer kombiniert
Preis: ab 21.900 Euro