Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wohl bei keinem Thema reagieren Autofahrerinnen und Autofahrer so gereizt und emotional wie bei den Spritpreisen. Der Ärger oder (sehr viel weniger) die Genugtuung über die Bewegung an den großen Säulen mit der Preisanzeige bei Aral, Shell, Texaco und Co. ist überall Gegenstand der Diskussionen. Zu Hause, auf der Arbeit, in Sportverein oder in der Stammkneipe. Über nichts lässt sich so trefflich echauffieren wie über die Preise für den wertvollen „Saft“ im Tank.In dieser Woche kam jetzt eine Agenturmeldung, dass Benzin und Diesel im Oktober 2014 so günstig wie seit Januar 2011 nicht mehr gewesen seien. Immerhin, das sind – 2014 liegt ja schon in den letzten Zügen – fast vier Jahre her. Und wie immer, wenn man dem Verbraucher sagt, dass er irgendwo etwas gespart hat, beruhigt sich dieser in der Regel schnell wieder. Wenn wir diese Meldung aber einmal auf den wirklichen Wahrheitsgehalt verfolgen, sieht die Sache auch schon wieder ein wenig anders aus.

Wenn also der Preis für Benzin und Dieselkraftstoff aus dem Jahre 2011 der Referenzwert ist, dann sollten wir doch angeblich alle zufrieden sein, Aber: Sind wir das eigentlich? Oder haben wir die Preise, die vor vier Jahren an den Tankstellen angeschlagen waren, nicht auch schon als extrem hoch empfunden? Sehen wir heute die gleichen Preise in einem sehr viel günstigeren Licht, nur weil wir in den vier Jahren danach noch mehr „Kohle“ für den Kraftstoff bezahlt haben?

Es geht jetzt nicht darum, die Gründe zu durchleuchten, warum der Preis in den vergangenen Wochen und Monaten – moderat, wie ich einschätze – gesunken ist. Ob es das vergleichsweise derzeit günstig zu erstehende Rohöl ist, oder ob sich Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt so eingependelt haben, dass die Rate derzeit den wirklichen Wert widerspiegelt. Ich kann mich aber auch noch daran erinnern, wie sehr wir damals alle gejammert haben, dass der Liter Diesel erstmals über einen Euro gekostet hatte. Das war für viele damals fast schon der Ansatz zur Inflation. Heute würden wir Hosianna rufen bei einem Dieselpreis von einem Euro.

Sie sehen also, liebe Leserinnen und Leser, mit etwas zeitlichem Abstand gewinnen Schlagzeilen und Meldungen nicht nur eine ganz andere Dimension. Der gleiche objektive Tatbestand wird subjektiv zudem völlig anders bewertet. Es kommt halt immer darauf an, wie die zeitlichen Begleitumstände sind. Der Status Quo macht mitunter den Wert einer Meldung aus, nicht der reine Inhalt der Nachricht.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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