Schneekönig und Zehnkämpfer: Eine Winterreifen-Story

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Auch wenn der Winter in unseren Breitengraden noch nicht begonnen hat und er in den Monaten von Ende 2013 bis zum Beginn des kalendarischen Frühjahres 2014 eigentlich gänzlich mit Abwesenheit geglänzt hat, stellen die renommierten Reifenhersteller in diesen Tagen wieder ihre neuesten Produkte für die kalte Jahreszeit vor. Einen guten Reifen zu konzipieren, egal für welche Jahreszeit, ob für den Sommer oder für den Winter, kann immer nur der bestmögliche Kompromiss aus verschiedenen Qualitäts-Standards sein. Denn den ultimativen, in seiner Wirkung nicht mehr zu übertreffenden Winterreifen, der alle Kriterien (Rollwiderstand, Nassbremsen, Trockenbremsen, Handling, Schnee-Eigenschaften und viele andere mehr) erfüllt, hat es bisher nicht gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben.

Deswegen legen die Entwicklungs-Abteilungen der Reifenproduzenten, die Chemiker, Designer, Ingenieure und Tester immer einen bestimmten Verhaltens-Kodex vor, den ein neuer Pneu erfüllen muss. Wo soll er seine ganz besonderen Stärken haben, was soll ihn auszeichnen?: Und: Für welche Typen von Fahrzeugen wird es ihn ab wann im Reifenhandel oder in den Autohäusern und bei den Discountern geben? Ein diffiziles Unterfangen, denn der Markt der Winterreifen ist ein ganz, ganz sensibles Geschäft. Nirgendwo wird mehr getestet, bewertet, werden Noten von Fachleuten und Kunden in unzähligen Internetforen verteilt.

Da kann in der Tat ein Verriss etliche Millionen kosten und umgekehrt ein „Daumen hoch“ oder ein „Gefällt mir“ ein wahrer Segen für die Bilanz-Buchhalter der Konzerne sein. Die Produktion eines Winterreifens für mitteleuropäische Klima- und Straßenverhältnisse ist ein wissenschaftliches und technisches Puzzle: Das Endprodukt soll mit der möglichst großen Summe vieler guter, aber auch einer herausragenden Eigenschaft ausgestattet sein. Seine zielführende Herstellung ist so etwas wie der Zehnkampf der Reifen-Entwickler. Und der gilt in der Leichtathletik nicht umsonst als die Königsdisziplin.

Beim Hanauer Reifenhersteller Goodyear-Dunlop heißt das Winterreifen-Zauberwort „Ultra Grip“. Am Ende einer schönen Ziffern-Kette von Produktbezeichnungen steht der jetzt soeben eingeführte Ultra Grip 9. Er soll seinen Vorgänger, den Ultra Grip 8, ablösen. Zur Vorgeschichte: Vor 43 Jahren, 1971, wurde das Kürzel „UG“ beim Ultra Grip 1 ins Leben gerufen. Seit der Einführung wurden von dieser Produktfamilie mehr als 60 Millionen Stück verkauft. Im Rahmen eines Winterreifen-Workshops erläuterten die Macher des neuen Winterreifens dessen Eigenschaften und natürlich Vorzüge – die nicht nur subjektiv vom Hersteller, sondern auch schon objektiv von unabhängigen Testern auf der Straße unter die Lupe genommen wurden.

Zum besseren Verständnis, welche Geschichte hinter einer solchen Reifenentwicklung steht: Im Luxemburger Innovationszentrum von Goodyear-Dunlop sind etwa 1000 Mitarbeiter (Wissenschaftler, Techniker, Ingenieure) ständig damit beschäftigt, Reifen zu entwickeln und zu testen. Diese Pneus werden auf Pkw, Lkw, Landwirtschafts- oder auch Baumaschinen aufgezogen. Von Smart bis zum Bulldozer ist alles dabei.

Soll die Zielvorgabe des Reifens erreicht werden, muss am Ende des Tages ein funktionierendes Gesamtpaket stimmig sein. Das besteht aus dem Design, aus der Mischung, den Gummi-Ingredienzien und Vielem mehr. Eine große Bedeutung kommt gerade beim Winterreifen den kleinen Einkerbungen im Gummi, den Lamellen, zu. Sie haben die Aufgabe, bei winterlichen Straßenverhältnissen winzig kleine Greifkanten auszubilden, um so die Traktion auf Eis und Schnee zu verbessern. Beim Ultra Grip 3 sind als Clou 2D-Lamellen in der Laufflächenmitte sowie 3D-Lamellen in den Schulterblöcken angeordnet.

Holger Rehberg von Dunlop präsentierte den Ultra Grip 9 beim Workshop als „Schneekönig“. Der neue UltraGrip 9 ist als Winterreifen für Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse entwickelt und in ersten Urteilen der Fachpresse sehr positiv bewertet worden – tatsächlich insbesondere bei Schnee wegen besonders guter Brems-, Handling- und Traktionseigenschaften.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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