Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Seit etlichen Wochen werden wir – und dies meist sehr gut mit einer Mischung aus Sachlichkeit und Emotionen recherchiert – mit Beiträgen zum Thema „25 Jahre Mauerfall“ via Informationskanäle versorgt. Da werden Bilder aus dem Jahre 1989 wieder aus den Archiven gekramt und mit den Zeitzeugen von damals reanimiert und kommentiert. Meist unter der Gesamtüberschrift: „Was ist aus Ihnen geworden?“

Für uns Mobilitäts-affine Menschen bedeutet das Thema „25 Jahre Mauerfall“ aber auch die Möglichkeit, uns mit der Historie der Zwei- und Vierrad-Mobilität der ehemaligen DDR und des „Klassenfeindes“ BRD auseinander zu setzen. Die „Deutsche Demokratische Republik“ war nämlich viel mehr als nur ein Trabi-Land, garniert mit dem einen oder anderen Oberklasse-Fahrzeug namens Wartburg. Jenseits des Eisernen Vorhangs verrichteten außergewöhnliche und ihrem Auftrag verpflichtete Ingenieure ihre Arbeit. Deren Ergebnisse werden in diesen Tagen nicht nur in einschlägigen Fachzeitschriften oder auf den Autoseiten der Tageszeitungen noch einmal in den Blickpunkt der Leser und Zuschauer gerufen.Mobilität in der DDR, das beinhaltete nicht nur den Weg zum Arbeitsplatz oder zu Freunden und Verwandten, sondern auch den Motorsport. Natürliche Rennstrecken wie etwa das Schleizer Dreieck zogen die Menschen damals zu Abertausenden zu den Rennen. Eine wunderbare Gelegenheit, auf automobile (sportliche) Zeitreise in das geteilte Deutschland zu gehen, bietet ab der nächsten Woche das Hamburger Automuseum als ein Prototyp der gemeinsamen Automobil-Rennsportgeschichte von BRD und DDR.

Unter dem Motto „Gemeinsam gegeneinander“ werden dort vom 13. November 2014 bis zum 15. März 2015 zahlreiche historische Rennwagen aus Ost- und Westdeutschland gezeigt. Die Sonderausstellung widmet sich der Zeit von 1945 bis 1961, in der sich zwischen Kriegsende und Mauerbau besonders deutlich der Idealismus der Macher, das Kalkül der Machthaber und die Freude am Machbaren zeigten. Aber der Motorsport wurde in diesen Jahren auch vom sogenannten Klassenfeind gerne zu Propagandazwecken missbraucht. Für Politiker und Funktionäre der Verbände galten seinerzeit Autorennen auf dem westlichen Nürburgring oder auf dem östlichen Sachsenring als hervorragende Möglichkeit, die Überlegenheit des eigenen Systems unter Beweis zu stellen. Doch so etwas gab es ja bekanntlich schon einmal ein paar Jahre vorher in Zeiten des „Dritten Reiches.“ Ganz anders war das Denken und Handeln bei den Sportlern. Die meisten Rennfahrer sahen in der Ausübung ihres Sportes in erster Linie ein Kräftemessen unter konkurrierenden Kollegen. Mitunter entwickelten sich sogar richtige Freundschaften über die Grenzen daraus. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, innerhalb des nächsten halben Jahres – und das ist ja ein relativ großer Zeitraum – die Gelegenheit haben, in Hamburg mal einen Blick auf diese Ausstellung zu werfen, dann lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen.Ich jedenfalls werde mir das mit großem Interesse und eben solchem Vergnügen ansehen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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