Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Einst gelang der Renault-Tochter Dacia mit dem Logan MCV ein Aufsehen erregender Start auf dem deutschen Markt. Inzwischen ist die zweite Generation auf unseren Straßen angekommen. Wir fuhren die Ausgabe mit dem 90-PS-Turbobenziner. Dacia, der rumänische Low-Budget-Anbieter und ein Begriff der Leistungssteigerung, der die Abkehr vom Minimalismus bedeutet. Passt das überhaupt zusammen? Beißt sich da die Katze bei einem Turbo-Dacia eigentlich nicht in den Schwanz? Wir wollten es wissen.

Es war der Logan, mit dem der wundersame Fischzug der Renault-Tochter auf den Märkten außerhalb der sogenannten Drittländer begann. Das war zwar schon im Jahr 2005, doch so richtig den Turbo – um im gewählten Bild zu bleiben – zündete das mit sehr viel Skepsis betrachtete Unternehmen erst zwei Jahre später. Das war, als die große Mutter Renault aus Frankreich ihrem osteuropäischen Zögling der Stufenheck-Limousine zusätzlich den Dacia MCV genannten Kombi mit verlängertem Radstand und erhöhtem Dach als Verstärkung mit auf unsere Straßen gab.

Die Hinwendung zum Credo dessen was ein Auto unbedingt haben muss, aber bloß kein Jota darüber, hielt den Maßen der Gepäckabteilung nicht stand. Und das war schon der erste große Türöffner für den neuen Rumänen-Kombi. 700 bis 2.350 Liter Zuladung hatten Platz in den durch Schwenktüren zugänglichen Laderaum. In dem kastenförmigen Heck fand auf besonderen Wunsch auch noch eine dritte Sitzbank Platz. Und es gab sogar eine Kleintransporter-Version ohne hintere Seitenscheiben.

Mehr als 85.000 Exemplare gingen vom ersten Dacia Logan MCV über die Ladentheken der Händler. Das hat sich inzwischen leicht verändert, denn der Nachfolger hat nur noch einen Teil dieser Zielgruppe im Visier. Das Bedürfnis nach möglichst großem Laderaum deckt mittlerweile der neue Kleintransporter Dokker ab, und mehr als fünf Sitzplätze bietet darüber hinaus der Van Lodgy. Weshalb der neue Dacia Logan MCV mittlerweile zum klassischen Kombi mutierte.

Die Front des Logan MCV der zweiten Generation stammt daher vom Sandero. Der Radstand ist dabei um 4,5 Zentimeter gewachsen, durch den größeren hinteren Überhang ergibt sich erstaunliches Kombiheck im besten Handwerker- oder Familiensinn. Allerdings verkleinert sich der maximale Stauraum aufgrund der flacher stehenden Heckscheibe auf 1.518 Liter. Unter der robusten Abdeckung des Rollos bleibt dennoch ein Stauvolumen von 573 Liter übrig. Die Zuladung von 501 Kilogramm ist angemessen. Allerdings muss der Kombi-Freund für ein Trennnetz 160 Euro zusätzlich zahlen.

Die seitlich öffnenden Türen der Erstausgabe sind inzwischen einer weit herab reichenden Heckklappe gewichen. Hier offenbart sich mit dem lackierten Blech der Innenseite wieder die Kernkompetenz des praktizierten Minimalismus. Wagenheber und Werkzeug sind diesem Credo folgend unverkleidet an der Seitenwand montiert. Die Rückbank weist gut zugängliche Isofix-Haken auf, die Vordersitze sind zwar wenig konturiert, aber nicht unbequem. Haptik ist zwar weiter größtenteils ein Fremdwort, aber: Die schlichte Funktionalität hat den Namen verdient. Und das ist es, was der Dacia-Käufer erwartet. Unter der Haube arbeitet ein moderner und aktueller Dreizylinder. Trotz Aufladung macht sich der Schub zunächst nur sehr zögerlich bemerkbar. Wenn es zügig vorangehen soll, sind hohe Drehzahlen angesagt. Wobei sich die Klang-Charakteristik eines Dreizylinders nachhaltig bemerkbar macht. Der von uns ermittelte Verbrauch von 7,0 Litern für 100 Kilometer ist eher zu akzeptieren als die spartanische Federung und die Lenkung, deren Rückmeldung noch verbesserungsbedürftig ist.

In der optionalen Ausstattungsliste fehlen zwar weiterhin Dinge wie etwa ein Automatik-Getriebe oder ein Schiebedach, dafür aber ist der Preis ein nach wie vor unschlagbares Argument. In der von uns gefahrenen 90-PS-Turbo-Version ist die neue Kombi-Generation des Dacia Logan schon ab 11.090 Euro zu haben.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

Nach oben scrollen